Politik

Amokläufer von Viernheim früher Sprengstoff-Spezialist der Bundeswehr

Viernheim (Korrespondenz), 21.08.09: Gute 30 Stunden lang hat ein 44-jähriger Amokläufer das südhessische Viernheim in Atem gehalten. Ein Anwohner erlitt Schnittverletzungen, sonst kam glücklicherweise niemand zu Schaden. Als Grund für den Amoklauf, in dessen Verlauf der Täter mehrere Sprengstoffexplosionen auslöste und mit einer automatischen Waffe um sich schoss, gab dieser massive finanzielle Sorgen an. Der selbständige Handwerker konnte seit Januar seine Miete nicht mehr bezahlen und wurde aus seiner Wohnung gekündigt.

Deshalb startete der Mann, der in seiner Bundeswehrzeit den Umgang mit Sprengstoff gelernt hat und darüber hinaus in der Nachbarschaft als Waffenfan bekannt war, einen blindwütigen Rachefeldzug gegen alle, die seiner Meinung nach Schuld an der Misere sind. In Viernheim warf er unter anderem eine selbst gebastelte Granate in ein Haus, die vom Besitzer noch rechtzeitig aus dem Fenster geworfen werden konnte.

Der Täter, der zu diesem Zeitpunkt mit Kampfanzug und Gasmaske bekleidet und mit einer automatischen Waffe bewaffnet war, zog sich im Folgenden in seine Wohnung zurück, verschanzte sich dort und drohte im Fall einer Erstürmung durch das zwischenzeitlich hinzugezogene SEK (Spezialeinsatzkommando) der hessischen Polizei mit der Sprengung mehrerer Ladungen, die er angeblich im Haus versteckt hatte. Nach mehrstündigem Nervenkrieg und langen Verhandlungen gab er gestern morgen schließlich auf.

Es gibt keinerlei Entschuldigung für eine solche Tat, bei der aus rein individualistischen und egoistischen Gründen das Leben zahlreicher unschuldiger und unbeteiligter Menschen aufs Spiel gesetzt wird. Der Vorfall zeigt aber wieder einmal die abgrundtiefe Verkommenheit dieses Systems und der über Medien, Actionfilmen und Computerspielen verbreiteten massenfeindlichen und militaristischen Denkweise, die unter anderem auch einen solchen individualistischen Terror hervorbringt. Ein Grund mehr, für den echten Sozialismus einzutreten, in dem die Grundlagen für eine solch menschenverachtende Denk- und Handlungsweise beseitigt werden.