International
9.400 VW-Arbeiter in Mexiko streiken
20.08.09 - 9.400 streikende Arbeiter haben seit dem 18. August das VW-Werk von Puebla in Mexiko lahmgelegt. Den Streikauftakt verbanden sie mit einer Demonstration durch die Millionenstadt Puebla. Der gewerkschaftliche Streik wird für höhere Löhne geführt. Für die Tarifverhandlungen war zunächst eine Forderung von 8,25 Prozent mehr Lohn aufgestellt worden. Die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter verdienen bisher durchschnittlich nur 370 Pesos (etwa 20 Euro) pro Tag, die Inflationsrate stieg in Mexiko in diesem Jahr schon auf sechs Prozent an. 2008 lag sie noch durchschnittlich bei 3,8 Prozent.
Dennoch hatte die Gewerkschaftsführung die ursprüngliche Forderung im Laufe der Verhandlungen bereits auf 3 Prozent plus einer Einmalzahlung zurückgeschraubt, nachdem VW mit der Begründung der "schlechten wirtschaftlichen Lage" kategorisch auf seinem völlig unzureichenden Angebot einer Einmalzahlung von 5.500 Pesos (300 Euro) sowie einer einprozentigen Lohnerhöhung ab Februar nächsten Jahres beharrte. Als die Konzern-Unterhändler am Dienstag Vormittag die Verhandlungen provokativ verließen, wurden diese von der Gewerkschaft für gescheitert erklärt und der Streik unmittelbar begonnen. Gewerkschaftssprecher Victor Jaime Cervantes erklärte, man sei entschlossen, den Streik so lange wie notwendig fortzuführen.
Der Streik ist von internationaler Bedeutung und verdient breite Solidarität. Er wird mitten in der Weltwirtschaftskrise geführt, von der auch VW in Mexiko erheblich betroffen ist. So ging die Produktion in Puebla von Januar bis Juli im Vergleich zum Vorjahr um 37 Prozent auf 167.246 Fahrzeuge zurück. Noch wurden keine Entlassungen, sondern nur vorübergehende "Beurlaubungen" von Arbeitern und Angestellten durchgeführt.
Ein Hintergrund dafür ist, dass das Werk in Mexiko mit Investitionen von mehr als einer Milliarde US-Dollar für den Bau eines neuen Kompaktwagens für den US-Markt umgerüstet werden soll. Die jährliche Produktionskapazität soll auf 550.000 von gegenwärtig 450.000 Fahrzeugen steigen. Damit haben die Arbeiter ein wichtiges Faustpfand in der Hand.
Dennoch wurden zuletzt Gerüchte über drohende Entlassungen verbreitet, möglicherweise um Druck auf die Gewerkschaft auszuüben. Insgesamt sind bei VW in Puebla rund 13.500 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. VW-Sprecher verweisen auch darauf, dass in den mexikanischen Werken anderer Automobilkonzerne bereits Nullrunden vereinbart wurden. Die kämpferischen VW-Arbeiter, die in der Vergangenheit bereits öfter - zuletzt 2006 fünf Tage lang - für offensive Lohnforderungen und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt hatten, wollen sich dem aber nicht beugen.
VW jammert bereits, dass durch den Streik täglich die Produktion von 1.500 Autos ausfällt. Die Haldenbestände reichen lediglich für "wenige Tage". Die in Mexiko produzierten Fahrzeuge der Modelle "Jetta", "Beetle" und "SportWagen", die Kombiversion des Golf, sind vorwiegend für den Export bestimmt.
Die VW-Arbeiter in Mexiko brauchen dringend unsere Solidarität. Solidaritätserklärungen können entweder an die E-Mail-Adresse snrte_euzkadi@hotmail.com oder an die Adresse von "rf-news" geschickt werden. Die Redaktion wird sie an die Gewerkschaft in Mexiko weiter leiten.
Weitere Informationen zu den Kämpfen der Automobilarbeiter weltweit: http://www.automobilarbeiterratschlag.com