Betrieb und Gewerkschaft

Daimler Düsseldorf: Jungarbeiter zur "Freiwilligkeit" gezwungen

Düsseldorf (Korrespondenz), 03.09.09: Beim Automobilkonzern Daimler werden alle Jungarbeiter und Neueingestellte seit 2004 in einem eigenen Tarifvertrag übernommen. Dieser nennt sich "Daimler Move" und beinhaltet neben deutlich niedrigeren Löhnen für Daimler die Möglichkeit, die jungen Leute zwei Jahre lang innerhalb aller deutschen Werke hin- und herschieben zu können. In Düsseldorf wur­de das bisher allerdings nie angewendet und so entstand für viele junge Kollegen der Ein­druck, damit doch noch "gut leben" zu können.

Am Montag, den 24. August, wur­de den Düsseldorfer Jungarbeitern mitgeteilt, dass 40 von ihnen ins Werk Hamburg und zehn ins Werk Rastatt wechseln müssten. Gerade mal zwei Tage später wurde eine "Informationsveranstal­tung" (ohne Betriebsrat) für rund 20 Jungarbeiter im Bereich "Montage" durchgeführt.

Ein Herr der Geschäftsleitung, Herr K., der sich noch nicht mal vorstellte, kam direkt zum Punkt: "Also ihr habt genau zwei Möglichkeiten: Hamburg oder Rastatt." Als der erste Kollege antwortete: "Ich würde gerne in Düsseldorf bleiben", antwortete er: "Also Rastatt!", und trug das direkt in seine Liste ein.

Manche Kollegen hatten erst am selben Tag davon erfahren. Zwischen den Zeilen wurde auch gedroht: "Wer hier zeigt, dass er flexibel ist und sich für die Firma einsetzt, wird natürlich auch bei eventuell zukünftig anstehenden Personalentschei­dungen berücksichtigt." Mit dieser mehr oder weniger offenen Kündigungsdrohung soll dann im Nachhinein der Eindruck erweckt werden, die Entscheidungen der Jungarbeiter wären "freiwillig" gefallen. Die Versammlung wurde vom Vertreter der Geschäftsleitung mit der Bemerkung been­det, jetzt würde erst einmal "Kassensturz" gemacht. 

Die Kollegen kritisierten z.B. die Doppelmoral, wenn in der Ausbildung sogenannte "Schlüsselqualifikationen" gelehrt werden wie "respektvoller und fairer Umgang mit Kollegen": "Hat Herr K. Bei diesem Lehrgang gefehlt?" Auch einzelne Betriebsräte kritisierten im Nachhinein das Verhalten von Herrn K., stellten es aber so dar, als sei es sein persönlicher Ausrutscher gewesen. Natürlich muss auch Herr K. kritisiert werden, aber vor allem muss jetzt "Daimler-Move" grundsätzlich ins Visier genommen werden!

Denn gerade jetzt in der tiefsten Weltwirtschaftskrise wird deutlich, was hinter solchen "Vereinbarungen" zwischen Vorstand und rechter Betriebsratsspitze steckt. Dieser Tarifvertrag macht die Jungarbeiter zur Manövriermasse, zu regelrechten Wanderarbeitern. Diese Spaltung muss die gesamte Belegschaft zurückweisen. Das wird sicher auch ein heißes Thema für die Betriebsversammlung in zwei Wochen.