Betrieb und Gewerkschaft

Opel Rüsselsheim: Pfeifkonzert zur Begrüßung von Personalchef Kimmes

Rüsselsheim (Korrespondenz), 19.09.09: Am Donnerstag wurde von der Geschäftsleitung und dann vom Betriebsrat darüber informiert, dass das Urlaubsgeld nicht ausgezahlt würde. Die Betriebsversammlung war sehr gut, auch von Kollegen der Spätschicht, besucht. Eingeläutet wurde die Versammlung mit dem neuen Kinderlied ,inhaltlich passend zum neuen Werbeslogan "Wir leben Opel" für "New Opel". Das sollte die Botschaft der Geschäftsführung werden. Aber schon vor Beginn der Rede von Holger Kimmes gellte ein Pfeifkonzert durch die Hallen. Er wollte die Einbehaltung des Urlaubsgeldes rechtfertigen und wurde immer wieder von Pfiffen und Zwischenrufen unterbrochen.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz erntete dagegen tosenden Beifall für seine Ankündigung: "Warum sollen wir noch mit Euch verhandeln, wenn Ihr uns vor vollendete Tatsachen stellt? Wenn das Geld am 29.9. und 10.10. nicht auf dem Konto der Kollegen ist - dann kracht’s!" Franz charakterisierte die 10.500 von Magna geplanten Entlassungen nur als "Ausgangszahlen der anstehenden Verhandlungen". Zu den von ihm angekündigten Abfindungsprogrammen versicherte er eine faire, europaweite Lastenverteilung. Dies solle in sozialer in "sozialer Würde" stattfinden. In der nächsten Woche gäbe es die Gelegenheit, den Antwerpener Kollegen, die von ihnen erbrachte Solidarität, zu erwidern. Man könne sich für eine symbolische Werksumstellung melden.

Franz argumentierte, das die Urlaubsgeldauszahlung 2009 nicht GM in den Rachen geworfen würde, aber zu den 270 Millionen Euro für "New Opel" stehe der Betriebsrat. Er forderte die Geschäftsführung auf, die 4,2 Prozent Lohnerhöhung entsprechend in den Verhandlungspott zu packen.

Der einzige Beitrag eines Kollegen der Produktion beim Punkt Aussprache ging darauf ein, dass der Investor Magna und seine Entlassungspläne kein Grund zum Feiern für die Kollegen seien: "Sollen wir die geplanten Entlassungen von 10-500 Kollegen auch noch mit 270 Millionen pro Jahr aus unserer Tasche belohnen?" Man hätte in den letzten Tagen das Gefühl vermittelt bekommen, Belegschaft und Chefetage hätten die selben Interessen. Dabei wurde klammheimlich in der Montage das Band schneller gestellt, um ein Auto pro Stunde mehr zu produzieren. Das straft das Argument von C.P. Forster Lügen, dass der Ausweg aus der Krise im Abbau von "Überkapazitäten" liegen würde.

Zum Schluss mobilisierte er zum Aktionstag am 23. September für die Solidarität mit den Antwerpenern und dem Kampf um die Arbeitsplätze: "Es ist aber nicht einzusehen, warum wir für die Arbeitersolidarität auch noch unser Urlaubskonto belasten sollen. Die Solidarität mit den Kollegen in Antwerpen muss auf die Kosten von GM, OPEL und Magna gehen!" Dies griffen die verbliebenen Kollegen positiv auf, nicht nur mit Applaus.