Betrieb und Gewerkschaft
3.500 Werftarbeiter von der Küste bei Demo in Hamburg
Hamburg (Korrespondenz), 21.09.09: Aus der ganzen Werftenholding von ThyssenKrupp trafen sie sich am 18. September - Kollegen aus Emden und Kiel über den alten Elbtunnel und die Blohm- und Voss-Belegschaft, die aus dem Werk auf den Vorplatz marschierte. Die Ankündigung von vor zwei Wochen, die Nordseewerke in Emden an den Windanlagenbauer SIAG zu verkaufen und den Zivilschiffbau von HDW Kiel an die Rönner-Gruppe, kam für viele überraschend, sie wirft aber ein Schlaglicht auf eine härtere Gangart bei der Abwälzung der Krisenlasten nach dem Wahltag. Der Aufsichtsrat will seine Entscheidung am Tag nach der Wahl zu Papier bringen!
ThyssenKrupp will seinen Konzern neu aufstellen, um aus der Krise zu kommen. "Umbauen statt abbauen", wie ein Vorstandssprecher das auf der Kundgebung unter wütenden Zwischenrufen beschönigte. Nur ein Teil der Emdener Belegschaft wird von SIAG übernommen - und das zu deutlich niedrigeren Löhnen. ThyssenKrupp will offenbar nur die Militärwerften behalten.
Die Erklärung der Landesleitung Nordwest "Schluss mit dem Krisenchaos auf unserem Rücken, ob im Hafen oder Werften: Gemeinsamer Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz" wurde zusammen mit unserer Wahlzeitung von vielen interessiert genommen und war bald vergriffen. Für den gemeinsamen Kampf stand auch eine Delegation von Airbus-Arbeitern mit einem Grußwort von der Bühne.
In Gesprächen konnte die wütende Abwartehaltung aufgebrochen werden: "Den Arbeiterstandpunkt einnehmen: die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich erkämpfen. Den ganzen Kapitalismus in Frage stellen – wie könnte die internationale Produktion in vereinigten sozialistischen Staaten der Welt zum Nutzen und Wohle der Menschheit eingesetzt werden!" Die Jugendlichen von Blohm und Voss standen für eine kämpferische Haltung, als sie an der Spitze des Demozuges Sprechchöre für die Übernahme nach der Lehre riefen "... Krise hin oder her!" Unser Direktkandidat Jürgen Bader warb persönlich für die Stimme für die MLPD.
Sieben Mannschaftswagen der Polizei, die sich dann auch umgehend gepanzert vor dem Werkstor aufbaute, ließen durchscheinen, was die Gegenseite den Werftarbeitern in Zukunft noch alles zutraut.