International
Internationaler Opel/GM-Aktionstag setzt ein Zeichen gegen die Spaltung
23.09.09 - Rund 5.000 Gewerkschafter sowie Kolleginnen und Kollegen der europäischen GM- bzw. Opel-Werke beteiligten sich heute an einer gemeinsamen Kundgebung in Antwerpen. Von dort wurde "rf-news" telefonisch der folgende Bericht übermittelt:
"Um 15 Uhr ging die Kundgebung zu Ende. Die Teilnehmer kamen aus nahezu allen europäischen Ländern, aus Spanien, England, Österreich, Portugal, Niederlande, Frankreich und Ungarn. Aus allen Werken beteiligten sich Delegationen der GM/Opel-Belegschaften, natürlich auch aus Deutschland, darunter die meisten aus Rüsselsheim und Kaiserslautern (500 Kolleginnen und Kollegen). Auch aus vielen anderen Betrieben der Umgebung waren Delegationen dabei, darunter 200 Ford-Arbeiter aus Gent, Kollegen von DAS/Niederlande, von Johnson Controlls usw.
Alle offiziellen Redner gaben sich anfangs in ihren Reden kämpferisch, um dann aber darauf einzustimmen, was jetzt "notwendig" sei. Der deutsche Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz betonte, wie gut es sei, dass sich Opel die 'Freiheit' von GM 'erkämpft' hätte. Für diese 'Freiheit' stünde nun ein harter Weg vor der Belegschaft. Was soll das für eine Freiheit sein, die die Konkurrenz unter den Kollegen verschärft und Entlassungen und Lohnraub bedeutet? Der Vertreter einer belgischen Gewerkschaft sprach davon, dass die Entlassungen nun 'gerecht' auf alle Werke verteilt werden müssten.
Die Kollegen aus Antwerpen bestätigten, dass es eine richtige Medienkampagne gibt, dass das Antwerpener Werk 'besser' als das Bochumer Werk sei usw. Der kämpferische Vertrauensmann der Bochumer Liste 'Offensiv', Paul Fröhlich, sprach dagegen den Arbeitern aus dem Herzen, als er die solidarischen Grüße der deutschen Kollegen überbrachte und dazu aufrief, zu kämpfen wie 2004.
Die MLPD als sozialistische Alternative kam sehr gut an. Die Delegation der MLPD hatte verschiedene intensive Gespräche. Es ging unter anderem darum, dass man dem Kapitalismus an die Wurzel gehen muss und wie es zur Restauration des Kapitalismus in allen ehemals sozialistischen Ländern kommen konnte. Da kommt die Wahlzeitung für die Busrückfahrt genau richtig!
Eine Delegation von Automobilarbeitern warb für den 6. Automobilarbeiterratschlag vom 15. bis 18. Oktober in Hannover. Den kannten viele schon, weil die Antwerpener Opel-Kollegen bewegt von ihrem Besuch vor zwei Jahren erzählt und die Idee verbreitet hatten. Auch der Betriebsratsvorsitzende von Opel Antwerpen überlegt, zu kommen. Die Kollegen fordern, dass die Gewerkschaft einen Bus nach Hannover stellen soll."
In einer Extra-Ausgabe der gemeinsamen Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, "Der Blitz", wurden gestern bereits wichtige Fragen im Zusammenhang mit der heutigen Aktion angesprochen: "Schon rechnet der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel vor, dass die Produktion in Bochum 200 Euro billiger sei als in Antwerpen. Wie weitgehend hat er die Ziele der Gewerkschaftsbewegung aufgegeben? Im Mittelalter hieß es: Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an!
Auch das 'Pain Sharing', die 'faire Verteilung der Lasten' von Klaus Franz hat mit Solidarität der Arbeiterbewegung nichts zu tun. Solidarität heißt nicht, gemeinsam zu verzichten, sondern gemeinsam um jeden Arbeitsplatz und gegen jeden Verzicht der Arbeiter und Angestellten zu kämpfen. Falls das Auto in Bochum tatsächlich billiger produziert wird, dann beweist das nur, wie weit die Ausbeutung in Bochum auf dem Rücken der Kollegen gesteigert wurde! (...)
Arbeitsniederlegungen in allen Werken, Kundgebungen vor den Werkstoren, damit die Öffentlichkeit unseren Protest sieht - das sind die Methoden, die die Kapitalisten verstehen. (...)
Selbständige Aktionen müssen wir selbst in die Hand nehmen. Denn unser Kampfwille steht im vollen Kontrast zum Kniefall der Betriebsratsspitzen vor den GM- und Magna-Plänen."