Betrieb und Gewerkschaft
Metallarbeiter von KBA MetalPrint Stuttgart: "Wer mit uns nicht rechnet, hat sich verrechnet"
Stuttgart (Korrespondenz), 07.10.09: Über 500 Beschäftigte versammelten sich am 5. Oktober zu einer Protestkundgebung vor dem Arbeitsgericht in Stuttgart für den Erhalt der Arbeitsplätze bei KBA MetalPrint. Unterstützt wurden die KBA-ler von Delegationen der Betriebe Behr, Coperion, Bosch in Feuerbach und Schwieberdingen, Porsche, Alcatel und aus den Daimler-Standorten Sindelfingen und Untertürkheim.
Die Geschäftsführung von KBA will 70 Arbeiter und Angestellte entlassen. Sie droht mit dem Abbau weiterer 80 Arbeitsplätze, womit sie sich nicht nur von jedem zweiten "lieben Mitarbeiter trennen" will, sondern wodurch auch der ganze Standort Stuttgart in Gefahr ist. Die Geschäftsführung will per Arbeitsgericht eine Einigungsstelle erzwingen, um den Weg für die Kündigungen zu ebnen.
"Wer mit uns nicht rechnet, hat sich verrechnet", dieses Transparent der KBA-Vertrauensleute machte jedoch deutlich, dass sie sich mit dieser kampferprobten Belegschaft einen schweren Gegner ausgesucht haben. Und die Geschäftsleitung musste erfahren, worin die Stärke der Arbeiterbewegung besteht: nämlich in ihrer Einheit und Solidarität! So machten die verschiedenen Redebeiträge deutlich, dass es in allen Betrieben mächtig rumort, weil die Belegschaften, wie bei Daimler in Sindelfingen, mit neuen Erpressrunden und massiven Personalabbau konfrontiert werden.
So meinte der Vorsitzende der Vertrauensleute vom Nachbarbetrieb Coperion: Eigentlich stehen wir vor dem falschen Gericht. Denn bei KBA geht es um einen klaren Fall von Erpressung. Der Verdi-Sekretär machte deutlich, dass der Personalkahlschlag z.B. bei der Landesbank Baden-Württemberg (LLBB), wo 2.500 Stellen abgebaut werden sollen, auch Auswirkungen auf die Kommune und auf die ganze Region hat. Großer Beifall auch immer dann, wenn die Notwendigkeit des regionalen Protestes und der gegenseitigen Unterstützung der Belegschaften im Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten angesprochen wurde. Dafür war diese Demonstration und Kundgebung ein wichtiges Signal!
Es wurde jedoch auch deutlich, dass der wachsende Kampfwille oft noch mit der von den Gewerkschaftsführungen verbreiteten Position einhergeht, nach gemeinsamen Krisenlösungen mit den Geschäftsführungen zu suchen. So hat der Betriebsrat bei KBA der Firmenleitung eine unbegrenzte Stundung von Weihnachts- und Urlaubsgeld angeboten und fordert eine Ausdehnung der Kurzarbeit. Damit würden aber die Kollegen zahlen, dass KBA aufgrund der Weltwirtschaftskrise einen 50-prozentigen Auftragseinbruch hat.
Die ganzen Erfahrungen der Arbeiterbewegung zeigen aber, dass solche Opfer die gegenseitige Vernichtungsschlacht und die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus nicht außer Kraft setzen können. Je besser wir also verstehen, warum zur Beseitigung der Krisen der Kapitalismus abgeschafft und der Sozialismus erkämpft werden muss, desto besser gelingt es uns Arbeitern und Angestellten, offensiv für unsere Interessen zu kämpfen.