International
Automobilarbeiterratschlag in Hannover sehr erfolgreich beendet
18.10.09 - Heute Nachmittag wurde der 6. Internationale Automobilarbeiterratschlag mit Teilnehmern aus insgesamt 15 Ländern sehr erfolgreich beendet (siehe auch "rf-news"-Bericht vom 16.10.). In einem begeisternden Fest mit brasilianischen Samba-Klängen, südafrikanischer Protesttanz-Kultur, philippinischen Liedern, einem die ganze Bühne füllenden Mega-Frauenchor mit dem Lied "Brot und Rosen", dem gemeinsamen Singen der "Internationale" und ausgelassenem Tanz wurde gestern Abend das Zusammengehörigkeitsgefühl der Teilnehmer des Automobilarbeiterratschlags lebendig. "Es wird immer gesagt, die Deutschen sind so langweilig. Aber heute Nacht ... Ihr könntet alle nach Spanien kommen", meinte dazu ein spanischer Teilnehmer heute. Als "krönender Abschluss", so eine Teilnehmerin, wurde heute ein gemeinsames internationales Kampfprogramm der Automobilarbeiter beschlossen.
Darin heißt es unter anderem: "Wir sind fest entschlossen, diesen Weg der konzern- und branchenweiten Zusammenarbeit weiter zu gehen, auszubauen und weitere Belegschaften einzubeziehen. Noch nie waren die Voraussetzungen so gut, die Arbeiter so produktiv und gut ausgebildet, internationalistisch zusammengesetzt und gegenseitig informiert. Und noch nie waren wir uns über die Notwendigkeit, gemeinsam vorzugehen, so bewusst. Noch nie zuvor hatten wir so ein Vertrauensverhältnis und eine weitgehende Übereinstimmung in grundlegenden Forderungen, für die wir auch international kämpfen wollen."
Das umfasst auf der Grundlage des in der Diskussion erkämpften gemeinsamen Nenners unter anderem den Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz, für höhere Löhne, die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und das vollständige und allseitige gesetzliche Streikrecht. Das Kampfprogramm fordert eine Wende hin zu regenerativen Energien, betont die notwendige Einheit von Jung und Alt, den gemeinsamen Kampf der Frauen- und Arbeiterbewegung, die Bedeutung starker Gewerkschaften als Kampforganisationen, und orientiert auf das Ziel einer gesellschaftlichen Alternative zum Kapitalismus ohne Ausbeutung und Unterdrückung.
Das Kampfprogramm bezieht sich vor allem darauf, dass die tiefste Weltwirtschaftskrise des Kapitalismus auch eine neue Qualität der Kämpfe und des internationalen Zusammenschlusses der Arbeiterbewegung erfordert. Der Resolutionsgruppe wurde für ihre intensive Arbeit gedankt, die es verstanden hat, alle wesentlichen Ergebnisse, aber auch wichtige Nuancen des Diskussionsprozesses zu verarbeiten.
Der Automobilarbeiterratschlag bekräftigte seine Absicht, die internationale Arbeitereinheit weiter zu stärken und beschloss dazu konkrete Maßnahmen wie die Weiterentwicklung der Website zu einer wirklich internationalen Informationsplattform für die Automobilarbeiter der Welt. Das Kampfprogramm endet mit den Worten: "Hoch die internationale Solidarität! Arbeiter der Welt, Proletarier aller Länder - vereinigt euch!" In einer intensiven Beratung mit über 30 Redebeiträgen und Anträgen wurden noch erhebliche Verbesserungen erzielt. So wurden unterschiedliche nationale Bedingungen im Kampf um die innergewerkschaftliche Demokratie differenzierter berücksichtigt oder die Bedeutung des Zusammenschlusses mit den Arbeitern aus Zulieferbetrieben sowie der Einheit von Arbeitenden und Arbeitslosen hervorgehoben.
Ein wesentlicher Fortschritt bestand darin, welche enorme Bedeutung der Umweltfrage beigemessen wurde. Das wurde unabhängig voneinander von Teilnehmern mehrerer Länder wie insbesondere aus Spanien und den USA eingebracht. Das Kampfprogramm wird in Kürze in vollständiger Fassung auf der Homepage www.automobilarbeiterratschlag.com veröffentlicht.
Für Bosch, Daimler und Ford wurden neue Solidaritäts-Chartas verabschiedet, wie sie sich seit dem letzten Automobilarbeiterratschlag bei GM/Opel und VW bereits sehr bewährt haben. Für GM und VW wurden die bestehenden Chartas aktualisiert.
Ein Teilnehmer fasste das in den vier Tagen Erlebte so zusammen, dass der Automobilarbeiterratschlag und seine Teilnehmer ein bedeutender Teil des Motors für gesellschaftliche Veränderungen sind. Andere betonten, die Herzlichkeit und gemeinsame Freude mache deutlich, in welch einer "wunderschönen Welt wir leben könnten", wenn die Ausbeutung und Unterdrückung durch den Kapitalismus überwunden wären. Eine Teilnehmerin: "Der Automobilarbeiterratschlag wirft ein Schlaglicht darauf, wie ein sozialistische Gesellschaft funktionieren könnte!"
Mit riesigem Beifall bedacht wurden die uneigennützige umfangreiche Arbeit der Organisatoren des Automobilarbeiterratschlags und die großartige Leistung der vielen Übersetzer und Helfer. Nicht zuletzt zeigte sich der Erfolg des Automobilarbeiterratschlag auch in dem finanziellen Überschuss, der erzielt werden konnte. Zehn weitere Solidaritätsresolutionen wurden verabschiedet und schließlich eine neue deutsche Koordinierungsgruppe für den nächsten Automobilarbeiterratschlag im Jahre 2012 sowie erstmals auch eine internationale Koordinierungsgruppe gewählt.
Der Automobilarbeiterratschlag endete mit der Verabschiedung der internationalen Gäste, einem mexikanischen Lied und der Hymne des Ratschlags. Eine Teilnehmerin aus Eisenach fasste den Auftrag und die Selbstverpflichtung des Automobilarbeiterratschlags so zusammen: "Wir werden die Flamme der Solidarität in unsere Belegschaften auf der ganzen Welt tragen!"