International

"Die Zeit ist reif ..."

"... für die internationale Koordinierung der Kämpfe, der Aktionen, aber auch der tagtäglichen Kleinarbeit der internationalen Automobilarbeiterschaft!" Das war der rote Faden des heutigen zweiten Tags des Internationalen Automobilarbeiterratschlags in Hannover. Inzwischen sind über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei, darunter 48 internationale Gäste aus 17 Ländern. 

Man kann die hervorragende Stimmung der Solidarität, des Zusammenhalts, der ernsthaften Auseinandersetzungen, der bewegenden Momente, der wachsenden Einheit bei allen verschiedenen Meinungen mit Worten gar nicht richtig beschreiben. "Bei jedem Beitrag bekomme ich eine Gänsehaut", sagte eine Teilnehmerin bei der Diskussion heute Nachmittag, als die Forenberichte ausgewertet wurden.

Engagiert, kontrovers und mit dem Willen, sich in wesentlichen Fragen zu vereinheitlichen, wurde heute in neun Foren die ganze Bandbreite der Kampf- und Lebensfragen und der Herausforderungen beratschlagt:

  • Der Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten
  • "Angriffslustig und verbindend: Frauen und Familien im Brennpunkt der internationalen Koordinierung"
  • Welche gesellschaftlichen Perspektiven haben die internationalen Automobilarbeiter?
  • Der Kampf um politische Rechte
  • Für die Kampfgemeinschaft von Jung und Alt
  • Migrantinnen und Migranten
  • Umwelt und Auto
  • Gewerkschaftsarbeit
  • Wie kann die künftige internationale Koordinierung organisiert werden?

Die beeindruckende Streitkultur dieser Foren fasste eine Gewerkschafterin so zusammen: "Das macht uns so schnell keiner nach. Dass einfache Arbeiterinnen und Arbeiter, die keine Funktionäre sind, sich auf internationaler Ebene zusammenfinden und diskutieren und sich austauschen in einer solchen Ernsthaftigkeit und Solidarität! Das muss in die Köpfe hinein, das müssen wir anschließend in den Betrieben bekannt machen!"

"rf-news" sprach mit Luis Carlos Prates, Generalsekretär der Gewerkschaftsdachverbands CONLUTAS von San José dos Campos (Brasilien), über seine Eindrücke.

"rf-news": Wie beurteilst du den internationalen Automobilarbeiterratschlag und seinen bisherigen Verlauf? 

Luis Carlos Prates: Der Kongress ist sehr wichtig in der aktuellen Situation, für die Reorganisation der gemeinsamen Kampfkraft der Automobilarbeiter. Überall in den verschiedenen Ländern der Welt stehen die Automobilarbeiter im Kern vor den gleichen Problemen. Durch die Krise werden alle ihre Probleme noch verschärft. Entlassungen, Erpressungen, Verfolgung von kämpferischen Leuten. Entscheidend ist, dass wir hier beim Ratschlag gemeinsame Perspektiven entwicklen, wie wir dieser Dinge Herr werden und damit fertig werden.

"rf-news": Was meinst du zur Frage der internationalen Koordinierung? 

Luis Carlos Prates: Die Aussagen dazu und zu einem internationalen Kampfprogramm der Automobilarbeiter haben mir aus dem Herzen gesprochen - in der jetzigen Situation von großen Anforderungen, z.B. den Massenentlassungen in der Automobilindustrie in den USA, ohne erheblichen Widerstand, muss man sagen; der Drohungen usw. Da ist internationale Koordinierung nicht mehr bloß eine Option, sondern eine unbedingte Notwendigkeit.

"rf-news": Was möchtest du unseren Lesern noch besonders ans Herz legen?

Luis Carlos Prates: Die kapitalistische Krise stellt eine besondere Herausforderung dar. Sie zeigt, dass der Kapitalismus nicht fähig ist. Damit die Arbeiter ihre Arbeitsplätze, ihren Lohn, ihre Umwelt verteidigen können, müssen sie kämpfen. Die ganze Produktion muss reorganisiert werden, auf einer neuen gesellschaftlichen Basis, nicht mehr für die Aktionärsprofite, sondern für die Befriedigung der Bedürfnisse der ganzen Gesellschaft, einer sozialistischen Gesellschaft. Was ich den Lesern der Roten Fahne auch noch sagen will: wir setzen uns auch entschieden dafür ein, dass brasilianische Truppen aus dem Ausland, bei uns aus Haiti, abgezogen werden!

Heute abend geht’s weiter mit einem rauschenden internationalen Kulturfest und morgen mit dem Abschlussplenum. Wer es noch ermöglichen kann, sollte sich auf den Weg machen: zum internationalen Automobilarbeiterratschlag am heutigen Samstag und morgigen Sonntag in Hannover-Mühlenberg!