Sozialismus

100 Skulpturen aus der Zeit Mao Tsetungs

Gelsenkirchen (Korrespondenz), 20.10.09: "Kunst für Millionen" - unter diesem Titel gibt es bis zum 7. Januar in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle eine sehr bemerkenswerte Ausstellung. 1966, am Beginn der Kulturrevolution, wurde in China eine Skulpturengruppe in Auftrag gegeben. Am originalen Schauplatz - einem Gutshof in Sezchuan - zeigt sie, wie vor der Revolution die Pacht von den Bauern eingetrieben wurde.

Lebensnah, lebensgroß und ausdrucksstark werden die Bauern, der Pachtherr, seine Wachleute dargestellt - von der Ankunft, der erpresserischen Aneignung des Pachtzinses, der Zinsknechtschaft, Verkauf eines Kindes - bis zum Ende, wo der Widerstandsgeist bei den jungen Bauern erwacht. 

Es war eine völlig neuartige Kunst. Die traditionelle Volkskunst Chinas, sozialistischer Realismus und westliche Bildhauerkunst wurden in ihr vereinigt. Von vier Künstlern und zehn ihrer Schüler wurde sie in kurzer Zeit geschaffen. Gestaltet wurde "bei offener Tür": Die Bauern wurden immer wieder befragt, sahen den Künstlern über die Schulter, kritisierten und lobten sie. 

Die fertige Skulpturengruppe weckte enorm starke Gefühle. Es wird über Bäuerinnen berichtet, die man davon abhalten musste, mit einem Knüppel auf die dargestellten Wächter und Ausbeuter loszugehen, die sie selbst noch so lange gequält hatten. Oder andere, die immer wieder in Tränen ausbrachen. Wegen des Riesenandrangs mussten von den Tonskulpturen bald Kopien aus Fiberglas angefertigt werden für eine Wanderausstellung. 

Als nach dem Tod Mao Tsetungs wieder kapitalistische Verhältnisse hergestellt wurden, wurden die Skulpturen zunächst eingemottet. Jetzt werden sie wieder gezeigt, erstmals auch im Ausland. Vielleicht auch, weil Mao in China wieder sehr stark diskutiert wird. "Es gab im letzten Jahr eine Wiedergeburt von Mao", sagte eine chinesische Besucherin. Diese Ausstellung ist ein Gegenstück zu den unsäglichen antikommunistischen Lügen und Verleumdungen gegenüber Mao und dem früher sozialistischen China - sehr empfehlenswert.

Ort: Schirn-Kunsthalle am Römerberg, Di. bis So. 10-19 bzw. 22 Uhr, Eintritt 7 Euro - Infos, Video zur Ausstellung usw.: www.schirn.de