Betrieb und Gewerkschaft
Karmann-Insolvenz: "Wo ist denn das Geld geblieben, das wir in den ganzen Jahren erarbeitet haben?"
Osnabrück (Korrespondenz), 23.10.09: Nach Quelle werden jetzt auch für den Autohersteller Karmann in Osnabrück Massenentlassungen vorbereitet - ebenfalls kurz nach der Bundestagswahl. Insolvenzverwalter Ottmar Hermann droht im Auftrag der Gläubiger mit der Schließung des Unternehmens bis zum 1. November. Im Zusammenhang mit der Schließung der Fahrzeug-Komplettfertigung 2008/2009 wurden bereits rund 2.000 Kolleginnen und Kollegen entlassen bzw. in eine "Transfergesellschaft" abgeschoben.
Hintergrund der Insolvenz von Karmann ist, dass die internationalen Monopole wie VW und Daimler kein Interesse mehr an einem Zulieferer von Komplettfahrzeugen haben. Die Auftragsvergabe an Karmann wurde mehr und mehr zurückgeschraubt, um die eigenen Anlagen auszulasten. Was für die Karmann-Kollegen Arbeitslosigkeit bedeutete, ging in den Automobilkonzernen mit erhöhter Ausbeutung der Belegschaften einher.
Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise hat sich der Druck auf die Zulieferindustrie weiter verschärft. Postwendend folgte im April 2009 die Insolvenz von Karmann. Selbst dann wurde von der IG-Metall-Verwaltungsstelle Osnabrück noch versucht, den Kolleginnen und Kollegen Hoffnungen zu machen, mit Verzicht die restlichen Arbeitsplätze retten zu können. Am 4. September lobte sie, dass die Beschäftigten bereit seien, mit einem Sanierungstarifvertrag "auf 15 Prozent ihres Einkommens in der Zeit vom 1.10. 2009 bis zum 31.12. 2010 zu verzichten".
Seit dem sind nicht einmal zwei Monate vergangen und jetzt wird mit der kompletten Schließung von Karmann gedroht. Die Verzichtstaktik der reformistischen Gewerkschafts- und Betriebsratsführung ist vollständig gescheitert. Im Unterschied dazu haben die Kollegen bei Karmann durchaus ihre Kampfbereitschaft gezeigt: am 20 Februar 2009 legte die Frühschicht im Fahrzeugbau - 700 Beschäftigte - die Arbeit nieder. "Wo ist denn das Geld geblieben, das wir in den ganzen Jahren erarbeitet haben", riefen Kollegen empört.
Die Erfahrung zeigt, dass ein entschlossener Kampf um die Arbeitsplätze selbständig und mit aller Härte geführt und die aktive Solidarität der Bevölkerung organisiert werden muss. Die Karmann-Belegschaft braucht vor allem die Solidarität der Belegschaften der Automobilmonopole – wie bei VW und Daimler. Notwendig sind auch offensive Forderungen für den gemeinsamen Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten: für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht. Dafür wird die MLPD ihre Kraft und ihr Know-How einsetzen.