Politik
9. November 1989: Das Volk schrieb Geschichte
08.11.09 - In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Kurz zuvor hatte es in der DDR noch Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Staatsgründung gegeben. Aber bereits am 18. Oktober war unter dem Druck der mutigen Massenproteste Erich Honecker vom SED-Politbüro zum Abtritt gezwungen worden - der Zusammenbruch des Regimes war nicht mehr aufzuhalten. Es war eine riesige Freude in beiden Teilen Deutschlands: die dem Volk gegen seinen Willen aufgezwungene Teilung konnte überwunden werden. Entgegen der spalterischen Propaganda, es gebe immer noch die "Mauer in den Köpfen" steht fest: Auch heute halten nach einer aktuellen Umfrage des ZDF-Politbarometers 86 Prozent der Deutschen die Wiedervereinigung für richtig.
Bei Hunderten von Veranstaltungen, mit einer riesigen Medienshow werden zu diesem historischen Tag zwei wesentliche Lügen verbreitet: Erstens: Was da zusammengebrochen sei in der DDR, sei der Sozialismus gewesen. Und zweitens: Große politische Führer, allen voran Helmut Kohl, George Bush und Michail Gorbatschow, hätten den Mauerfall und die Wiedervereinigung herbeigeführt.
Am Freitag Abend fand in Berlin-Treptow eine Veranstaltung der MLPD zum 20. Jahrestag des Mauerfalls statt, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzte. Ein Korrespondent berichtet:"Aus Ost und West kamen die 50 Teilnehmer der Veranstaltung. Nach einem Auszug aus dem sehr interessanten Film 'Spurensuche DDR' und Beiträgen des Bürgerrechtlers Fred Schirrmacher und von Dieter Ilius vom Zentralkomitee der MLPD entfaltete sich eine äußerst lebendige Diskussion. 'Ich konnte es nicht fassen und habe geweint vor Freude', meinte ein Teilnehmer in Erinnerung an die damaligen Ereignisse. Es war das Volk, das die Geschichte machte und nicht die Herren Kohl, Bush und Gorbatschow!"
So ist es: es läuft einem heute noch kalt den Rücken hinunter, wenn man die Bilder von damals im Fernsehen sieht und Zehntausende rufen hört: "Wir sind das Volk!" Eine entscheidende Lehre daraus: Ein Volk kann eine Regierung zum Abtritt zwingen - ein vereintes Volk ist stark! Dieser Gedanke begleitet bis heute die Montagsdemobewegung, die die Losung "Wir sind das Volk" im Kampf gegen Hartz IV und die volksfeindliche Regierungspolitik in ganz Deutschland weitergetragen hat.
In der Korrespondenz aus Berlin heißt es weiter: "Mit der Wiedervereinigung wurde die nach dem Krieg von den Westmächten vollzogene Spaltung Deutschlands überwunden. Da diese jedoch nicht unter sozialistischen Vorzeichen stattfand, wurde es möglich, dass sich das westdeutsche Monopolkapital die DDR regelrecht einverleibte. Teilnehmer aus der früheren DDR schilderten anschaulich ihre persönlichen Erfahrungen damit. Kontrovers diskutiert wurde die Meinung, dass in der DDR zwar eine neue bürokratische Bourgeoisie an die Macht gekommen war, die Gesellschaft dennoch bis zum Schluss - zumindest an der Basis - sozialistisch gewesen sei. Tatsächlich waren in der DDR aber die hoffnungsvollen Anfänge des Sozialismus durch die Machtergreifung einer neuen Bourgeoisie zerstört und ein Kapitalismus neuen Typs restauriert worden. 'Ich wollte auf meine DDR nichts kommen lassen, aber die Ereignisse im November 1989 waren auch für mich Anlass umzudenken. Es hat lange gedauert, bis ich mit Hilfe der MLPD verstanden habe, was passiert ist', meinte eine Teilnehmerin."
Gerade heute ist es an der Zeit, über einen neuen Aufschwung des Kampfes für den echten Sozialismus nachzudenken. Die Korrespondenz endet in diesem Sinne: "Große Einigkeit herrschte darin, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte ist! Die Veranstaltung und die zahlreichen Diskussionsbeiträge, auch von Mitgliedern und Freunden der MLPD aus der ehemaligen DDR, zeigten eindrucksvoll, welches Potential die Partei 20 Jahre nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung für einen neuen Anlauf im Kampf um den Sozialismus hat. Sie zeigte jedoch auch, dass es 'noch viel Geduld' braucht, wie eine Teilnehmerin aus Potsdam es ausdrückte."