Betrieb und Gewerkschaft

Daimler will in Hamburg Betriebsrat kündigen

Hamburg (Korrespondenz), 03.11.09: Wegen angeblicher Bedrohung von zwei Kollegen will Daimler im Werk Hamburg das Betriebsrats-Mitglied Francesco Russo kündigen. So will die Werkleitung einen Betriebsrat loswerden, der sich immer wieder der engen Klassenzusammenarbeit zwischen Betriebsratsspitze und Werkleitung widersetzt und versucht, Kollegen gegen die Firma zu ihrem Recht zu verhelfen.

Weil Francesco Russo bei vielen Kollegen ein hohes Ansehen genießt, muss das rassistische Vorurteil vom aufbrausenden Italiener herhalten. Francesco Russo hatte zwei Kollegen aus der Krümmer-Fertigung zur Rede gestellt, die seinen Neffen beim Meister angeschwärzt hatten. Einer der beiden hatte sich darauf bei Francesco Russos Neffen entschuldigt und die Sache schien erledigt. Doch jetzt haben die zwei Kollegen und der Meister bei der Personalabteilung eidesstattliche Versicherungen abgegeben, dass Francesco Russo die beiden bedroht haben soll. Für die ihm unterstellte Aussage "Wenn du meinen Neffen nicht in Ruhe lässt, bringe ich dich um!" gibt es keine Zeugen. Aber viele Kollegen, die Francesco Russo kennen, können sich nicht vorstellen, dass er das wirklich gesagt haben soll. Der Betriebsrat hat der Kündigung widersprochen. 

Unmittelbar danach hat Daimler angeboten, auf die Kündigung zu verzichten, wenn Francesco Russo als Betriebsrat zurücktritt. Das hat er abgelehnt. Deshalb hat Daimler jetzt Strafantrag gestellt und will die Kündigung einklagen. Die IG Metall hat den Rechtsschutz übernommen. Am 16. November findet um 14 Uhr die Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht Hamburg statt.  

In der Krümmer-Fertigung will Daimler bis Ende des Jahres die Sechs-Tage-Woche einführen bei gleichzeitig gültiger Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich um 8,75 Prozent. Bis Jahresende sollen 6.500 zusätzliche Benzinmotoren gebaut werden, um die Probleme mit den Einspritzdüsen beim neuen Dieselmotor auszugleichen. Gleichzeitig gibt es an den neuen Anlagen ständig Störungen, es muss viel nachgearbeitet werden und der Materialfluss funktioniert nicht richtig.

Die Leiharbeiter, die jahrelang und mit viel konkretem Fachwissen in der Halle gearbeitet haben, wurden Ende 2008 entlassen und fehlen jetzt an allen Ecken und Enden. Um die Samstagsarbeit dennoch gegen den breiten Unmut durchzusetzen, werden die Kollegen und Schichten regelrecht gegeneinander aufgehetzt. Das ist das Klima, in dem die Auseinandersetzung entstanden ist.