Betrieb und Gewerkschaft

"Es wird nicht die letzte Protestaktion gewesen sein"

06.11.09, 9.00 Uhr - Nach unserer ersten Berichterstattung zu den Opel-Protesten gestern abend erhielten wir weitere Zuschriften zu dieser wichtigen Auseinandersetzung. Wir dokumentieren Zuschriften aus Bochum und Kaiserslautern:

Annegret Gärtner-Leymann, Betriebsrätin bei Opel Bochum, schreibt: 

3.000 Kollegen haben in Bochum, mit allen anderen deutschen Werken für 1,5 Stunden die Arbeit niedergelegt. Die Produktion stand still. Es sprachen Rainer Einenkel, Oliver Burkhard, Ottilie Scholz und Jürgen Rüttgers. Beifall gab es vor allem für kämpferische Aussagen wie, dass die Tarifverträge nun eingefordert werden und für das Werk gekämpft werden muss. Vielerorts war aber auch Enttäuschung zu hören über die erneut "warmen Worte", die aber ohne Konsequenz bleiben. "Das hat Rüttgers uns alles schon mal erzählt" und "jetzt sollen wir wieder Verhandlungen abwarten" waren die Stimmen.

Vor der offiziellen Kundgebung hatte die Betriebsratsgruppe "Offensiv" am Kundgebungsort ein "Offenes Mikrofon" organisiert, um die sich sammelnden Kollegen zu begrüßen und einzustimmen und um auch die Belegschaft selbst zu Wort kommen zu lassen. "GM muss auf die Erpressung die richtige Antwort bekommen", "Das war doch alles eine riesengroße Verarsche, die nur dazu gedient hat, uns ruhig zu halten" und dass "der Weg des Verzichts gescheitert ist", war dort von Kollegen zu hören.

Unsere Geduld ist zu Ende. Wir brauchen keine "attraktiven Optionen" (wie sie aus der Konzernzentrale in Aussicht gestellt worden waren) im März, sondern heute eine klare Aussage zu unserem Werk und den Arbeitsplätzen. "Es wird Zeit, dass wir nicht mehr nur abwarten, sondern GM ein Signal geben, dass wir bereit sind, um dieses Werk und jeden Arbeitsplatz zu kämpfen."

Gefordert wurde dazu auch der gemeinsame Kampf der Arbeiter aller Werke international. Die kämpferische Stimmung heute zeigt, dass GM sich auf diese Belegschaft einstellen muss. Es wird nicht die letzte Protestaktion gewesen sein.

In einem weiteren Bericht aus Bochum heißt es: "Der Gipfel der Frechheit und der offenen Meinungsunterdrückung war es, als Betriebsratschef Einenkel und Vertreter der Personalabteilung Annegret Gärtner-Leymann das Recht verweigerten, als Repräsentantin der kämpferischen Richtung zu den Kollegen zu sprechen und ihr auf der Bühne das Mikrofon abstellten. Viele Kollegen waren völlig empört über dieses Vorgehen - gleichzeitig hilft es allerdings auch, die Fronten weiter zu klären!"

Protestkundgebung vor Tor 3 der Opelwerke in Kaiserslautern:

Von 13 bis 14.30 Uhr versammelten sich zirka 3.000 Kolleginnen und Kollegen von Opel und GKN. Der Protest wurde unter das Motto gestellt: "Opelaner in Europa, vereinigt Euch" sowie mit Plakaten "Ja zu Opel in der Region, in Deutschland und in Europa" begleitet. Auch Delegationen aus anderen Werken nahmen teil, unter anderem von der IGM-Verwaltungsstelle Homburg/Saar.

Es herrschte eine sehr verhaltene und nachdenkliche Stimmung. Größerer Beifall kam nur auf, wenn GM direkt ins Visier genommen und angegriffen wurde, was vor allem bei der Rede des Betriebsrats-Vorsitzenden Klingel der Fall war. Aber keiner glaubt daran, dass mit den Protesten die Entscheidung von GM rückgängig gemacht werden kann, was laut Klingel das Hauptziel der Proteste und Warnstreiks sei.

"Wir stehen wieder bei Null. Die ganze Verzichterei über all die Jahre hat nichts gebracht. Völlig offen, wie es jetzt weitergehen soll." Die Kollegenzeitung "Der Blitz" war sehr gefragt. "Was drin steht, ist wahr. Kein Wort gelogen." Die Spenden für den "Blitz" flossen reichlich.