Sozialismus

20 Jahre nach dem Mauerfall: Weltweite Unzufriedenheit mit dem Kapitalismus

09.11.09 - Mit einem Gedenkgottesdienst begannen am Morgen in Berlin die regierungsamtlichen Feierlichkeiten zum Jahrestag des Mauerfalls. Höhepunkt ist heute Abend ein sogenanntes "Fest der Freiheit" am Brandenburger Tor, bei dem 1.000 überdimensionale Dominosteine entlang des ehemaligen Mauerverlaufs zu Fall gebracht werden sollen. 31 aktive und ehemalige Staats- und Regierungschefs nehmen an dem Festakt teil, der von einem wahren Medien-Trommelfeuer begleitet wird. In dessen Mittelpunkt stehen die antikommunistische Gleichsetzung des seit 1956 in der DDR herrschenden bürokratischen Kapitalismus mit dem Sozialismus sowie Loblieder auf die angebliche "Freiheit" im Kapitalismus.

Im Gegensatz dazu geht aus einer heute veröffentlichten Studie im Auftrag der britischen BBC hervor, dass nur noch 11 Prozent der Befragten in 27 Ländern der Ansicht sind, dass der Kapitalismus gut funktioniert. Lediglich in den USA und in Pakistan war mehr als jeder Fünfte mit der aktuellen Wirtschaftsordnung zufrieden. Im Schnitt meinten 23 Prozent, dass eine vollkommen neue Wirtschaftsordnung geschaffen werden müsse. "Es scheint, dass der Fall der Berliner Mauer 1989 nicht der durchschlagende Erfolg für die freie Marktwirtschaft war, wie man damals angenommen hat – besonders angesichts der Ereignisse der letzten zwölf Monate", kommentierte dies Doug Miller, der Leiter des Umfrage-Instituts GlobalScan.

Im Kontrast zu den Regierungsfeierlichkeiten stehen aber auch weitere kritische und kämpferische Veranstaltungen zum Jahrestag des Mauerfalls (siehe dazu auch "rf-news" vom 8.11.). Nicht nur in Berlin (um 18.00 Uhr auf dem Alexanderplatz) stehen die Erinnerung an den Erfolg der demokratischen Volksbewegung der DDR und die Diskussion über die Lehren daraus mit im Zentrum der Montagsdemonstrationen.