Betrieb und Gewerkschaft
Getrag Untergruppenbach: Mit "Zetteln" gegen Arbeitsplatzvernichtung?
Ludwigsburg (Korrespondenz), 10.11.09: Auf einer vorgezogenen Betriebsversammlung vom 3. November bei Getrag in Untergruppenbach wurde bekanntgegeben, dass die Getrag-Geschäftsführung plant, 115 Arbeitsplätze bis zum 30.6.2010 zu vernichten! Die betroffenen Kollegen in Untergruppenbach und Sankt Georgen sollen in Null-Kurzarbeit geschickt und anschließend über eine BQG ("Beschäftigungsqualifizierungsgesellschaft") in die Arbeitslosigkeit abgeschoben werden. Weitere 55 Entlassungen wurden angekündigt, "wenn die wirtschaftliche Lage nicht besser wird". In Neuenstein, dem größten Produktionswerk in Baden-Württemberg, sollen 75 und in Ludwigsburg etwa 30 Arbeitsplätze vernichtet werden!
Auf der Betriebsversammlung in Untergruppenbach (Entwicklungszentrum und Konzernzentrale) durfte darüber nicht einmal diskutiert werden. Statt dessen wurden vom Betriebsrat Zettel verteilt, auf die die Kollegen Fragen schreiben durften, die dann vorgelesen wurden. Anscheinend muss die Geschäftsführung die Hosen gestrichen voll haben, wenn sie schon Angst davor haben, dass Kollegen ihre Meinung sagen.
Möglicherweise spielt dabei die Erinnerung an die kämpferischen Aktionen zur Jahreswende 2008/2009 eine Rolle, als den Getrag-Kollegen in Ludwigsburg mit der Werksschließung gedroht wurde. Im Dezember 2008 organisierten sie mit der IG Metall einen Fackelzug mit über 1.000 Teilnehmern und bekamen breite Solidarität. Es erschienen zwei Flugblätter von Getrag-Kollegen und der MLPD-Kreis Ludwigsburg/Rems-Murr informierte breit in einem Flugblatt auch die Kollegen in Untergruppenbach und organisierte die Solidarität. Am 20. Januar 2009 beschlossen die Vertrauensleute der IG Metall einen ganztägigen Streik aller drei Schichten.
Dieser Weg war richtig. Er wurde einen Tag später abgewürgt durch einen faulen Kompromiss der Geschäftsführung mit der IG Metall Bezirksleitung und der betrieblichen Tarifkommission. Mit dem Ergebnis, dass von den 450 Beschäftigten in Ludwigsburg im Sommer hunderte entlassen oder nach Rosenberg und Neuenstein versetzt wurden. Ein Rumpfwerk von 111 Kollegen wurde ihnen in Ludwigsburg zugesagt. Selbst davon sind heute nur noch etwa 80 übrig und weitere 30 stehen schon wieder auf der Abschussliste! Und was damals die Kollegen nicht wussten: In dem faulen Kompromiss wurde schon vorweg den jetzt aktuellen Entlassungen zugestimmt.
Der Weg des Stillhaltens und des Verzichts erhält keine Arbeitsplätze. Im Gegenteil: Er macht erst den Weg frei für ständig neue Angriffe auf unsere Arbeitsplätze und sozialen Rechte. Der Weg der Solidarität und des Zusammenhalts, des gemeinsamen, konzernweiten Kampfs um unsere Interessen und die unserer Kinder kann die Pläne der Getrag zu Fall bringen.