International
Streik bei indischem Automobilzulieferer: "Die Kollegen brauchen Solidarität"
17.11.09 - "rf-news" führte das folgende Interview mit Sanjay Sen zum Streik bei Rico in Gurgaon (siehe Kurzmeldung vom 13.11.):
Worum geht es bei dem Streik?
Rico ist ein Autoteile-Hersteller. Die Kollegen fordern die Anerkennung ihrer Betriebsgewerkschaft. Der Chef hat darauf 16 Kollegen entlassen. Deshalb streikt die Belegschaft für die Wiedereinstellung der Entlassenen und für die Anerkennung der Gewerkschaft.
Du hast den Streik besucht, was hast du dort erlebt?
Mein Bruder ist einer der Streikführer, deswegen habe ich ihn besucht. Wir waren die ganze Nacht vor dem Betrieb, mit etwa 2.000 Leuten, auch von umliegenden Betrieben. Dann kamen plötzlich Bewaffnete, sie sprühten erst Tränengas und dann schossen sie auf uns. Ein Arbeiter wurde erschossen. Daraufhin hat die Gewerkschaft AITUC alle 20 Betriebe, in denen sie vertreten ist, zum Solidaritätsstreik aufgerufen. Es sollen 100.000 Arbeiter beteiligt gewesen sein.
Und wie ist die Situation jetzt?
Der Streik geht jetzt schon über 45 Tage. Von der Gewerkschaft AITUC bekommen die Arbeiter etwas zu essen, aber es reicht nicht. Sie sammeln Geld von den Kollegen in den anderen Betrieben. Jeden Tag verhandelt die Streikleitung, aber der Geschäftsführer will nicht nachgeben. Er ist Vorsitzender des Unternehmerverbendes von Gurgaon. Das Problem ist, dass die Gewerkschaft offenbar kein Interesse hat, den Kampf auszuweiten. Die Kollegen sind enttäuscht und überlegen, wie man weiter machen kann. Sie brauchen Solidarität und Beratung. Ich habe gehört, es soll eine Delegation der CPI (ML) (marxistisch-leninistische Partei, mit der die MLPD enge Beziehungen hat - Anm. der Red.) hin fahren, das wäre gut.
Vielen Dank, wir werden euren Kampf bekannt machen und für Solidarität werben!