International
Internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt an Frauen und Mädchen
24.11.09 - In mehreren hundert Städten Deutschlands und auf der ganzen Welt wird morgen der "Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen" begangen. 1981 wurde dieser Tag von Frauenorganisationen aus Lateinamerika und der Karibik ausgerufen. Anlass ist das Gedenken und der Protest gegen die Ermordung der drei Schwestern Patria, Maria Teresa und Minerve Mirabal aus der Dominikanischen Republik im Jahr 1960. Sie standen im Widerstand gegen das US-hörige Regime Rafael Trujillos und wurden damals von Militärs entführt, vergewaltigt, gefoltert und anschließend ermordet. Seitdem ist der 25. November ein weltweiter Tag zur Bekämpfung der vielfältigen offenen und subtilen Formen von Diskriminierung und Gewalt an Frauen und Mädchen.
Frauenhandel, Zwangsprostitution und Sextourismus gelten als drittgrößter Wirtschaftszweig. Laut EU werden jährlich eine halbe Millionen Frauen unter falschen Versprechungen nach Europa gelockt, zur Prostitution gezwungen oder als billigste Arbeitskraft ausgebeutet. Täglich werden 8.000 Mädchen und Frauen an ihren Genitalien verstümmelt.
Auch in den hoch entwickelten Industrieländern ist die Gewalt gegen Frauen - zwar nicht in der barbarischsten Form - aber dennoch alltäglich: Im September berichtete "Monitor" von zunehmendem Mobbing und Schikanen durch Unternehmen in Krisenzeiten, besonders gegen Frauen am Arbeitsplatz, um sie zur Eigenkündigung zu drängen. Die Schere ungleicher Löhne und Gehälter zwischen Männern und Frauen hat sich in Deutschland von 1996 bis 2006 von 21 auf 22 Prozent vergrößert. Fallende Reallöhne und eine dramatische Ausweitung des Niedriglohnsektors zementieren die wirtschaftliche Abhängigkeit und stehen im krassen Gegensatz zur zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen und ihrem gewachsenen Selbstbewusstsein.
Weltweit werden am Mittwoch Aktivitäten aus dem ganzen Spektrum der Frauenbewegung stattfinden. In der Schweiz beteiligen sich 60 Organisationen und führen 65 Veranstaltungen durch. In Österreich ist eine Demonstration geplant. In Deutschland finden in hunderten Städten Veranstaltungen, öffentliche Aktionen und Demonstrationen, offene Mikrofone, Infostände usw. statt. An vielen Orten sind breitere Bündnisse entstanden, oft in Zusammenarbeit mit Migrantinnen.
Teilweise rufen auch Stadtfrauenkonferenzen zur Vorbereitung der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen dazu auf. So heißt es im Aufruf der Stuttgarter Stadtfrauenkonferenz: "Immer mehr Frauen hier bei uns und auf der ganzen Welt wehren sich mutig. Sie wenden sich gegen die gesellschaftlichen und kulturellen Ursachen dieser Gewalt. Oft sind ihre Kämpfe eng verbunden mit der Jugend-, der Antikriegs-, Umwelt- und der Arbeiterbewegung. Es ist Zeit, unsere Stimmen und unsere Rebellion zu vereinen."
Die kämpferische Frauenbewegung nutzt diesen Tag, um neue Frauen - vor allem auch jüngere - und Mädchen zu gewinnen und ihre unterschiedlichen Organisationsformen wie den Frauenverband Courage oder den Frauenpolitischen Ratschlag zu stärken. Dabei macht sie auch den Gedanken der internationalen Vernetzung und Koordinierung der kämpferischen Frauenbewegung bekannt und wirbt für die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Venezuela 2011.
So sehr es bei den Aktivitäten am 25. November darum gehen wird, auf die vielen und oft schlimmen Erscheinungen der Gewalt an Frauen hinzuweisen, wird in den Diskussionen aber auch die Erkenntnis eine wachsende Rolle spielen, dass die besondere Unterdrückung der Frauen systemimmanent ist. Die wichtigste Schlussfolgerung daraus ist, den kampf für die Befreiung der Frau von ihrer besonderen Ausbeutung und Unterdrückung untrennbar mit dem Kampf für den echten Sozialismus zu verbinden.