Umwelt
Massendemonstration in Kopenhagen fordert drastisches internationales Klimaschutzabkommen
13.12.09 - In aller Welt, von Alaska bis Australien, fanden gestern am Weltklimatag Demonstrationen und Kundgebungen zur Rettung der Welt vor der Klimakatastrophe statt. Mit nach Angaben der Veranstalter ca. 200.000 Teilnehmern (laut dänischer Polizei "über 100.000") fand in Kopenhagen die nach bisheriger Kenntnis größte internationale Demonstration der Umweltbewegung statt. Sie zog in einem stundenlangen Marsch zum Tagungsort der 15. UNO-Weltklimakonferenz, dem Bella-Center am Rande der Stadt. Dr. Günther Bittel, umweltpolitischer Sprecher der MLPD, berichtet von dort:
Die Demonstration begann im Stadtzentrum Kopenhagens. Bereits vorher hatten Tausende Umweltschützer in blauer Kleidung die Innenstadt symbolisch als Flutwelle "überschwemmt". Teilnehmer aus aller Welt entfalteten eine sehr ideenreiche, kulturvolle, bewegende, kämpferische und mitreißende Kundgebung und Demonstration. Besonders unter die Haut gingen die Redebeiträge von unmittelbar Betroffenen der bereits jetzt für viele Menschen existenzvernichtenden Klimaveränderung.
Millionen im Pazifik und in Bangladesch werden von den Fluten und dem steigenden Meeresspiegel vertrieben, Menschen in Afrika fliehen vor Dürre und Wasser- und Nahrungsmittelmangel. Die Forderung nach sofortiger drastischer Reduktion der Treibhausgase und weltweite Umstellung auf regenerative Energien, nachhaltige und umweltschonende Landwirtschaft, Industrie und Verkehrssysteme einigte die Demonstranten. "Act now' – handelt jetzt!" - das Vertrauen in die Regierenden ist aufgebraucht.
Kopenhagen wimmelt von Polizeikräften, auch schon bald nach Beginn der Demonstration griffen Spezialeinheiten die Demonstration an, kesselten Demonstranten ein, fesselten sie mit Kabelbindern und zwangen sie, stundenlang auf dem kalten Asphalt zu sitzen. Fast tausend wurden vorübergehend festgenommen - nach Polizeiangaben "vorbeugend". Eine andere Antwort als Staatsterror haben die Herrschenden offensichtlich nicht für die Zukunftssorgen von Millionen Menschen!
Eine weltweite starke und gut organisierte Umweltbewegung muss massenhaften Widerstand organisieren - so die einheitliche Meinung. Von vielen kämpferischen Umweltschützern wird das Problem aber noch sehr als Konflikt zwischen "Nord-Süd" oder "arm-reich" gesehen. Die Forderung "Klimagerechtigkeit jetzt" kommt von Herzen, verkennt aber die Grundgesetze des Kapitalismus, in dem es keine "Gerechtigkeit" für die Masse der Ausgebeuteten und Unterdrückten geben kann.
Auch brachten einige Transparente mit Obama-Bild und dem Schriftzug "Hopenhagen" zum Ausdruck, dass doch zumindest auf diesen Staatsmann einige noch hoffen.
Auf der seit 7. Dezember laufenden UN-Klimakonferenz mit Delegationen aus 192 Ländern drücken sich die entscheidenden Mächte vor ausreichenden und verbindlichen Zusagen für die Reduzierung der Treibhausgase. Im Mittelpunkt des Geschachers steht im Moment das "Angebot" für einen Fonds von 10 Milliarden Dollar für die Kompensation der Klimaschäden in den hauptsächlich betroffenen armen Ländern. Diese haben den geringsten Anteil am Ausstoß der Treibhausgase, müssen aber die Hauptfolgen bereits jetzt tragen.
Umgerechnet auf die Bevölkerung der "Geber-Länder" für den Fonds wäre dies eine Summe von 2 Dollar im Monat, wozu ein Delegierter anmerkte:„"Dafür bekommen Sie in Kopenhagen nicht mal eine Tasse Kaffee." So ist die Empörung und Kritik auch bei den Delegationen der neokolonial ausgebeuteten Länder groß, gefordert wird ein Fonds von mindestens 200 Milliarden Dollar im Jahr, um diesen Ländern den Übergang auf regenerative Energien bei weiterem Aufbau ihrer Volkswirtschaft zu ermöglichen und einen entsprechenden Transfer der dazu notwendigen Technik.
Der MLPD-Infostand stieß auf großes Interesse und die von 20 Organisationen aus 18 Ländern im letzten Jahr unterzeichnete internationale Erklärung zum notwendigen Aufbau einer internationalen Widerstandsfront zur Rettung der Umwelt vor der Profitgier wurde auch während der Demonstration zahlreich verteilt. Die UNO-Klimakonferenz wird noch bis in die Nacht zum 19. Dezember weitergehen, ebenso die Proteste, die am Mittwoch (dann reisen die Staatschefs an) mit einem erneuten Marsch aufs Bella-Center einen weiteren Höhepunkt erreichen werden. Auf dem "Klimaforum 09 der Völker" werden auch noch die ganze nächste Woche Tausende von Umweltschützern aus aller Welt spannende Veranstaltungen, Ausstellungen und Diskussionen durchführen.