Umwelt

Kopenhagen: Stehende Ovationen für den Präsidenten der Malediven

15.12.09 - Bei der Weltklimakonferenz in Kopenhagen hat jetzt die Phase der Teilnahme der Umweltminister begonnen. Unser Korrespondent berichtet von gestern:

Die Polizeipräsenz wurde noch verstärkt, teils stehen sie dicht gestaffelt um Hotels herum, auch wurden heute morgen Fahrzeug- und Taschenkontrollen auf den Brücken zur Innenstadt durchgeführt. Von den Verhafteten vom Samstag wird gegen 13 ermittelt, drei sind noch in Haft. Die Polizei hat "Mängel eingeräumt" bei dem stundenlangen Warten auf den Abtransport der auf dem kalten Boden gezwungenermaßen hockenden gefesselten Verhafteten, man habe "mit einer so großen Menge Verhafteten nicht gerechnet", und "wenn wir wahrscheinlich zu viele verhaftet haben, entschuldigen wir uns".

Ein schlechter Witz: Fast 1.000 Demonstranten wurden auf bloßen Verdacht hin, angeblich "vorbeugend", verhaftet! Ihre "Entschuldigung" hat sie nicht daran gehindert, bei der versuchten Hafenblockade am Montag gleich noch einmal 200 Leute zu verhaften. 

Ein Höhepunkt war heute abend eine Großveranstaltung mit der Kampagne www.350.org. Gemeint sind 350ppm CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Das hatten wir noch vor 20 Jahren, also 1989, in der Zwischenzeit sind wir bei 390ppm mit den bekannten Folgen. Es wurde aufgedeckt, dass mit den gegenwärtig im Bella-Center offiziell vorliegenden "Angeboten" der Regierungen über CO2-Einsparung Ende des Jahrhunderts 770ppm erreicht würden.

Nach einer Computer-Simulation des offiziellen Klimaforschungsinstituts der US-Regierung würde aber wahrscheinlich schon bei bei 420ppm das Weltklima definitiv zusammenbrechen. Die Simulation wird auf der Weltklimakonferenz durchgeführt und ist jedem Delegierten dort zugänglich, der es nur wissen will. 

Stehende Ovationen gab es dann für den auf dem Klimaforum zu dieser Veranstaltung kurzfristig erschienen Präsidenten der Malediven, Mohamed Nasheed. Er berichtete, dass eine wachsende Anzahl von Ländern auf der Weltklimakonferenz sich der Forderung nach Rückführung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre auf 350ppm anschließt und von den ausbeutenden Staaten verlangt, dafür finanziell einzustehen. Der Präsident bezeichnet sich stolz als der erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven und hat als Widerstandskämpfer gegen die Diktatur fünf Jahre unter teils unsäglichen Bedingungen im Gefängnis gesessen.

Er forderte zu einer kämpferischen, weltweiten Massenbewegung auf, die nie die Hoffnung verlieren dürfe, genauso wie sie als Widerstandskämpfer im Gefängnis nicht an ihrer Sache gezweifelt hatten. Er wurde mit minutenlangen Sprechchören "three-five-zero" (350) verabschiedet.