Umwelt

Fünf Jahre nach dem verheerenden Tsunami

Fünf Jahre nach dem verheerenden Tsunami
Auftreffen des Tsunami am 26.12.2004 an der thailändischen Küste (Foto: Wikipedia)

26.12.09 - Am 2. Weihnachtstag 2004 ereignete sich eine der schlimmsten Flutkatastrophen der Geschichte. Ein Seebeben im indischen Ozean vor Sumatra mit einer Stärke von 9,3 auf der "Richterskala" löste eine riesige, alles zerstörende Flutwelle - einen Tsunami - aus. Es war das drittstärkste je gemessene Erdbeben. Zwei kontinentale Platten - die asiatische und die indische - verschoben sich längs einer tausend Kilometer langen Bruchlinie um bis zu zwanzig Meter, wodurch mehr Energie freigesetzt wurde als von 20.000 Hiroshima-Atombomben. Über 230.000 Menschen in 14 Ländern kamen ums Leben, die Flutwelle drang mit Geschwindigkeiten von bis zu 900 Kilometern pro Stunde bis an die Küsten Ost- und Südostafrikas vor.

In Sumatra starben über 170.000 Menschen, davon alleine in der Provinzhauptstadt Banda Aceh 70.000. Entlang der Küste Thailands waren rund 8.000 Menschen ums Leben gekommen, ein Viertel davon ausländische Touristen im Weihnachtsurlaub. Neben Indonesien und Thailand war besonders Sri Lanka mit 35.000 Todesopfern betroffen sowie Indien. Schon Stunden nach der Katastrophe wird deutlich, dass Tausende Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn es ein funktionierendes Frühwarnsystem gegeben hätte. Nur für die Bewohner der Westküste von Aceh wäre jede Warnung zu spät gewesen.

Die ungeheure Geschwindigkeit der Flutwelle verringert sich in flachen Küstengewässern auf ca. 50 Kilometer pro Stunde. Hätten die Menschen nur 15 bis 30 Minuten Zeit und klare Anweisungen zur Flucht gehabt, dann hätten sich viele von ihnen in Sicherheit bringen können, anstatt ohne jede Vorahnung und Gegenmaßnahme der Flut ausgeliefert zu sein. Einen Tsunami und seine Ursache, das Erdbeben, kann man nicht verhindern, aber sehr schnell lokalisieren. Mit angemessenen wissenschaftlichen Instrumenten kann schon die Entstehung eines Tsunami wahrgenommen und sein wahrscheinlicher Weg vorausgesagt und recht genau aufgezeigt werden.

Ein Tsunami-Warnsystem existiert im Pazifischen Ozean seit Ende der 1940er Jahre. Acht Minuten nach dem Seebeben wurde im pazifischen Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii Alarm ausgelöst, weil man seismische Signale empfangen hatte, die von Stationen in Australien kamen. Eine Stunde später wurde eine Meldung herausgegeben, die vor einem möglichen Tsunami im Indischen Ozean warnte. In den Ländern, die auf dem Weg des Tsunamis liegen, war die Reaktion chaotisch und träge. Kein einziges Land um den Golf von Bengalen gab eine offizielle Warnung heraus und Millionen Menschen wurden der anrollenden Riesenwelle auf Gedeih und Verderb ausgesetzt.

Seismologen in Thailand registrierten das Erdbeben von Sumatra kurz nach seinem Ausbrechen. Ein Alarm wurde jedoch nicht ausgelöst, weil  kein Flutmeldegerät oder andere Sensoren vor Ort waren, um das Heranrollen eines Tsunamis zu überprüfen. Staatliche Stellen befürchteten im Falle einer Falschmeldung gravierende Auswirkungen auf den Tourismus. Alle Hotels waren voll und die internationalen Hotelketten hätten Schadensersatzansprüche gestellt.

Die "Los Angeles Times" zitierte einen Wissenschaftler, dessen Kostenschätzung für ein hoch entwickeltes Warnsystem, nicht nur für den Indischen Ozean, sondern für alle Weltmeere, bei nur 150 Millionen Dollar liegt. Zerstörerische Tsunamis kommen im Indischen Ozean häufiger als im Pazifik vor, aber kein G8-Land grenzt an diese Region. Sowohl Japan als auch die USA haben zum Schutz ihrer Küsten Millionen für Tsunameter-Schirme und Kontrollstationen im Pazifik ausgegeben, aber vor dem Unglück im Dezember 2004 stellte keines dieser imperialistischen Länder Geld für Schutzmaßnahmen im Indischen Ozean bereit.

Das Fehlen von angemessenen Systemen für den Katastrophenschutz ist Ausdruck der Herrschaft des Imperialismus, die Milliarden von Menschen zu bitterster täglicher Armut verdammt und so tut, als seien ihre Leiden zwangsläufig und unvermeidlich. Der indische Wissenschaftler Roddam Narasimha klagte nach der Katastrophe die imperialistischen Länder an: Die wichtigsten kapitalistischen Mächte würden routinemäßig alle Verantwortung für das Massenelend in Südasien von sich weisen. Die Kosten für ein Tsunami-Warnsystem im Indischen Ozean seien, angesichts der Riesenprofite, die amerikanische, europäische und japanische Unternehmen durch die Ausbeutung der billigen Arbeitskräfte der Region angehäuft haben, gering.

Die Flutkatastrophe löste weltweit eine bisher einzigartige Welle der Unterstützung und Spendenbereitschaft aus, alleine in Deutschland kamen 670 Millionen Euro an Privatspenden zusammen. Während in den Touristenregionen sofort an den Wiederaufbau gegangen wurde, wurden in der Provinzhauptstadt Banda Aceh erst vor wenigen Monaten die Bauarbeiten abgeschlossen. Ein umfassendes und funktionierendes Frühwarnsystem für Indonesien wird erst im kommenden Jahr fertig gestellt. Bereits am 16. Juli 2006 kamen bei einem erneuten Tsunami vor der indonesischen Insel Java 700 Menschen ums Leben, im April 2007 wurden die Salomonen-Inseln durch einen Tsunami zerstört, am 30. September diesen Jahres verwüstete ein Tsunami Teile der Insel Samoa.

Inzwischen sind weltweit einige Anstrengungen zum Ausbau der Warnsysteme gemacht worden. Zum Beispiel informiert ein Warnsystem weltweit über SMS an das Handy, vorausgesetzt man hat den Dienst abonniert und sich in ein so genanntes GSM-Netz eingeloggt (Mobilfunknetz, über das ca. 2 Milliarden Menschen erreichbar sind). Deutsche Firmen sind maßgeblich an der Entwicklung der Frühwarnsysteme beteiligt, ein einträgliches Geschäft, über das "Die Zeit-Online" berichtet:

"Das deutsche Forschungsministerium erhielt damals aus dem Topf des deutschen Tsunami-Nothilfe-Fonds 36 Millionen Euro für das Warnsystem; etwa neun Millionen musste das Ministerium aus dem eigenen Etat beisteuern. Die Investition scheint sich nicht nur für Indonesien zu lohnen. Was als Katastrophenhilfe für ein Drittweltland gedacht war, entpuppte sich bald als äußerst geglückte Anschubfinanzierung im Inland: Deutsche Warntechnologie findet inzwischen weltweit regen Absatz."