Betrieb und Gewerkschaft

"Die gegenseitige Unterstützung ist eine unserer wichtigsten Waffen"

"Die gegenseitige Unterstützung ist eine unserer wichtigsten Waffen"
Kundgebung vor Behr, am Mikro Betriebsrätin vom Werk Kornwestheim

Stuttgart (Korrespondenz), 03.02.10: "Wenn ich in diese Gesichter sehe, spüre ich die Existenzangst. Ich sehe aber auch die Kampfentschlossenheit", mit solchen Aussagen in ihrer Rede bekam die Betriebsrätin (s. Bild) von der Behr-Tochter in Kornwestheim, in einem von 750 von Personalabbau betroffenen Standorten, den größten Beifall. 1.500 Kollegen von Behr, Bosch, Porsche, KBA, Coperion, Daimler und Mann&Hummel machten deutlich, dass die gegenseitige Unterstützung und Solidarität in dieser Krise einer unserer wichtigsten Waffen ist.

Unter dem Motto "Feuerbach blutet aus - vom Industriestandort zur Industrieruine" hatte die IG Metall dazu aufgerufen. Bereits eine Woche zuvor fand eine ähnliche Kundgebung vor dem Nachbarbetrieb KBA statt, wo der ganze Standort gefährdet ist.

Die als kämpferisch bekannte Belegschaft des einzigen Produktionswerkes bei Behr in Stuttgart war deshalb bereit, ihre bereits für Januar geplante Kundgebung zugunsten der Solidarität mit den KBA-Kollegen zu verschieben. Sie haben seit Wochen die Initiative übernommen und sorgen mit Kampfmaßnahmen unterhalb des unbefristeten Streiks dafür, dass die Geschäftsführung immer nervöser darauf reagiert.

So wurde kurzfristig die Verhandlung über einen Interessenausgleich aus dem Werk heraus verlegt, was die Kollegen jedoch nicht daran hinderte, der Kommission einen "Besuch" abzustatten und ihre Forderungen nach Zurücknahme der Werksschließung und Erhalt aller Arbeitsplätze unmissverständlich zu überbringen. Dass die heutige Kundgebung ein so großer Erfolg wurde, hat auch damit zu tun, dass ca. 50 Kollegen tagelang vorher Flugblätter vor dem Bahnhof, den Einkaufszentren und Nachbarbetrieben verteilt haben.

Die MLPD rief ebenfalls zu der IGM-Kundgebung auf. Verkäufer der "Roten Fahne" berichteten davon, dass viele Kollegen eine härtere Gangart und eine Bündelung der Kämpfe befürworten. Die IGM-Führung passt sich der immer deutlicheren Ablehnung der Abwälzung der Krisenlasten an der Basis an, wenn sie sagt: für die großen Verluste der Firma seien Missmanagement verantwortlich und nicht die Belegschaften.

Da sie den Kapitalismus nicht angreifen will, fordert sie Vorstände und Geschäftsführer auf, zu ihrem eigenen Versprechen zurückzukehren, "gemeinsam aus der Krise zu gehen". Doch die Erfahrungen der Kollegen machen deutlich: Du musst kämpfen und gewinnen, oder dienen und verlieren, leiden oder triumphieren, Amboss oder Hammer sein! (frei nach Goethe)