Politik
Kölner U-Bahn-Bau: Profit geht über Leichen
22.02.10 – Ein Korrespondent aus Duisburg, der selbst beim Bau beschäftigt ist, schickte uns einen Brief zum Kölner U-Bahn-Bau:
Das, was jetzt (wieder) öffentlich geworden ist beim Kölner U-Bahnbau erfüllt meines Erachtens den Tatbestand des versuchten Mordes. Mit "kölschem Klüngel" hat das nichts zu tun. Wer billigend in Kauf nimmt, dass Personen- und Sachschäden passieren können, der handelt nicht nur fahrlässig, sondern vorsätzlich.
Wie kann es in Köln beim U-Bahn-Bau zu solch einer Situation kommen? Waren das ein paar verantwortungslose Arbeiter, die ihren Monatslohn aufbessern wollten, ein durchtriebener Polier mit guten Verbindungen zu einem Schrotthändler? Kleinkriminelle? Für wie dumm halten uns eigentlich die Verantwortlichen der KVB, der Stadt Köln oder auch von Bilfinger-Berger als verantwortlichem Konzern?
Es geht hier nicht um ein paar Moniereisen, die ein Arbeiter abends in der Plastiktüte nach Hause trägt. Bei der bisher festgestellten Menge an Stahl wurde dieser entweder erst gar nicht geliefert oder sattelzugweise umgeleitet oder nach Anlieferung auf der Baustelle mit Hilfe von Baukränen und unter den Augen der Oberbauleitung wieder abtransportiert. Hier geht es um zig Tonnen, nicht um Hühnerfedern. Das Gleiche gilt für den offensichtlich fehlenden Beton.
Das ganze Herumgeeiere von "wir werden alles gründlich aufarbeiten" über "wir nehmen jeden Hinweis ernst" bis hin zu dem Einsatz einer "unabhängigen" Arbeitsgruppe dient nur einem Ziel: Ablenken von den Hintermännern in den Konzernetagen, die ach so ahnungslos schon beim Einsturz des Stadtarchivs Rotz und Wasser zur Schau trugen. Profit geht über Leichen - ganz praktisch.