Wirtschaft

US-Auftrag an Boeing: Konkurrenz zwischen USA und EU verschärft sich

11.03.10 - EADS/Airbus hat sich aus der Schlacht um den größten Rüstungsauftrag aller Zeiten zurückgezogen. Es geht um die Ausschreibung der US-Regierung für 179 Tankflugzeuge für die US-Air-Force im Wert von 35 Milliarden Dollar. Airbus-Chef Thomas Enders monierte: "Die jetzige Ausschreibung ist klar maßgeschneidert auf den kleineren und weniger leistungsfähigeren Flieger der Konkurrenz." Die heißt Boeing und hat jetzt die Nase vorn.

Eigentlich sollte Boeing schon 2001 die Maschinen bauen. Vor dieser Entscheidung hatte das Unternehmen Beamte des Pentagon mit lukrativen Posten geschmiert. Als die Bestechung aufflog, wurde der Auftrag neu ausgeschrieben. Im Februar 2008 vergab die Bush-Regierung dann den Auftrag an Northrop Grumman und EADS mit ihrem Flugzeug A330 MRTT. Der Jubel von Merkel und Sarkozy sollte nur kurz währen. Auf Betreiben von Boeing erklärte der Rechnungshof des US-Kongresses das Vergabeverfahren erneut für fehlerhaft. Eine dritte Ausschreibung folgte, die nun offenbar stark auf Boeing zugeschnitten ist.

Airbus-Chef Thomas Enders, Wirschaftsminister Rainer Brüderle und "Wirtschaftsexperten" stimmen nun das Lied an von einem "unfairen Wettbewerb". Aber im kapitalistischen Konkurrenzkampf geht es niemals um einen "fairen Wettbewerb" - fressen oder gefressen werden heißt das Wolfsgesetz des Kapitalismus. Und ganz besonders in der Weltwirtschaftskrise. Im Flugzeugbau streiten heute nur noch zwei Konkurrenten um den Weltmarkt, EADS und Boeing. Aufträge für  Verkehrsflugzeuge sind massiv zurückgegangen - um so härter umkämpft ist der profitträchtige Sektor des Rüstungsmarkts.

Gerade bei Rüstungsprodukten wollen sich die Imperialisten nicht abhängig machen von ihren Konkurrenten. Sowohl EADS wie Boeing sind besonders eng mit den Staatsapparaten in den jeweiligen Ländern verschmolzen. Der Affront gegen EADS/Airbus ist deshalb auch ein deutliches Anzeichen für eine verschärfte imperialistische Konkurrenz zwischen den USA und der EU. Die EU-Kommission hat im Gegenzug den USA bereits mit höheren Hürden für deren künftige Rüstungsprojekte gedroht.

Der Konkurrenzkampf der Monopole wird auf dem Rücken der Belegschaften ausgetragen. Bei Airbus wird zurzeit in allen Betriebsteilen die Ausbeutung gesteigert. 2007 erreichten die europäischen Belegschaften mit ihrem international koordinierten Kampf, dass das Ausbeutungsprogramm "Power 8" nicht durchgesetzt werden konnte. Jetzt will die Konzernleitung es verschärfter wieder einführen. Erneut sollen massenhaft Leiharbeiter rausgeschmissen werden. In Nordenham soll bis zum Sommer zwei Tage im Monat nicht gearbeitet werden, weitere Urlaubstage sollen für verpflichtende Freischichten genutzt werden. 

In der Vernichtungsschlacht um die Weltmarktbeherrschung versuchen die Monopole, die Airbus/EADS- und die Boeing-Belegschaften sowie die Kollegen der jeweiligen Zulieferer in Konkurrenz untereinander zu treiben. Dazu Jürgen Bader, Kreisvorsitzender der MLPD Hamburg-West: "Die Kollegen sollten sich an den Geist der Solidarität erinnern, als die Boeing-Kollegen im Jahr 2008 um ihre Arbeitsplätze streikten. In der Konkurrenz untereinander können die Arbeiter nur verlieren."