Umwelt
Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko durch Profitjagd verursacht
04.05.10 - Zwei Tage nach einer starken Explosion war die brennende Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" von BP am 22. April vor der US-Küste im Golf von Mexiko gesunken. Auf der Plattform befanden sich zweieinhalb Millionen Liter Öl, die ins Meer gelangten. Aus dem unverschlossenen Bohrloch von 25 Zentimeter Durchmesser sprudeln seither Rohöl und Erdgas mit großem Druck in 1.600 Meter Tiefe unkontrolliert ins Meer. Nach Angaben von BP sollen täglich 800.000 Liter Öl austreten. Umweltschützer halten diese Angaben für beschönigend, da der Ölteppich bereits 10.000 Quadratkilometer groß ist.
Die Nahrungs- und Arbeitsgrundlage einer ganze Region droht in einer zähen schwarzen Brühe zu versinken. Die US-Bundesstaaten Louisiana, Florida, Mississippi und Alabama haben den Notstand ausgerufen. Das Öl kann auch die Mangrovenwälder ersticken und damit die Grundlage des Ökosystems im Golf von Mexico. Es ist eine Umweltkatastrophe von bisher unabsehbaren Ausmaßen.
Auf weltweit 2.800 Ölbohrinseln arbeiten 1,5 Millionen Menschen. Die Hälfte des derzeit weltweit geförderten Erdöls wird "offshore" (aus dem Meeresboden) gefördert, wo ein Viertel aller weltweiten Ölvorkommen vermutet werden (siehe dazu in der am 7. Mai erscheinenden "Roten Fahne" 18/2010 den Bericht eines Kollegen, der auf einem Ölbohrschiff war: "So ein Unglück kann jederzeit auch bei uns geschehen"). BP besitzt im Golf von Mexiko 20 Öl- und Gasfelder. Um Maximalprofit zu erzielen, soll in kurzer Zeit schnell und viel Öl und Gas gefördert werden.
Rücksichtslos werden dabei Menschenleben und Umweltkatastrophen riskiert. Es gibt Hinweise, dass Fehler beim Einzementieren des Bohrlochs der "Deepwater Horizon" am Meeresgrund zur Rissbildung im Zement und der Entwicklung eines explosiven Öl-Gas-Gemisches geführt haben können. Auf jeden Fall fehlte oder versagte eines der bei Ölbohrinseln üblichen drei Sicherheitsventile am Bohrloch. Diese "Blowout-Preventer" sind 15 Meter hoch und bis zu 200 Tonnen schwer.
Mit ihnen soll im Falle einer Havarie das Bohrloch ferngesteuert verschlossen werden. Während der Ölmulti BP behauptet, ein solches Versagen sei fast nie vorgekommen, berichtete die US-Regierungsbehörde "Minerals Management Service" bereits 1999 von dokumentierten 117 Fällen, in denen der Blowout-Preventer Probleme bereitete.
US-Präsident Obama machte völlig zu Recht den Ölmulti BP verantwortlich und verlangt Schadensersatz. Kurz zuvor hatte er allerdings die seit 1982 geltenden Beschränkungen der Ölförderung vor der US-Küste weitgehend aufgehoben! Die Offshore-Ölförderung bedeutet schon ohne Unfall eine ungeheure Umweltverschmutzung. In einer weltweiten aktiven Widerstandsbewegung muss diesem Raubbau an der Natur ein Ende gesetzt und die Nutzung alternativer Energien durchgesetzt werden!