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"Heute sind wir alle Griechen" - Solidaritätsveranstaltung der MLPD zu Griechenland

"Heute sind wir alle Griechen" - Solidaritätsveranstaltung der MLPD zu Griechenland
Anastasios Varounis (Mitte) berichtet

15.05.10 - Über 400 Besucher kamen zur Solidaritätsveranstaltung "Rebellion unter der Akropolis" in Gelsenkirchen, um den Vertreter der Kommunistischen Organisation Griechenlands (KOE), Anastasios Varounis, zu hören. Am Vortag fand bereits eine Veranstaltung mit ihm in Berlin statt (siehe "rf-news"-Bericht). Die Veranstaltungsreihe war innerhalb von vier Tagen organisiert worden und Anastasios Varounis reiste extra dafür nach Deutschland, um mitten dieser brodelnden Entwicklung zur Organisierung der internationalen Solidarität beizutragen.

"Heute waren wir alle Griechen - und werden es wohl noch eine ganze Zeitlang bleiben", resümierte am Ende Stefan Engel, Vorsitzender der MLPD, der die Veranstaltung moderierte. "Euer Kampf ist unser Kampf. Wir müssen zurückweisen, dass die Griechen faul seien und auf unsere Kosten leben. Umgekehrt, sie setzen ein Beispiel des Widerstands und wir brauchen überall in Europa ein gegenseitiges Von-einander-Lernen und Koordinieren, damit kein Kampf durch die Herrschenden isoliert werden kann."

Es gab spannende Beiträge von Anastasios Varounis, Stefan Engel und zahlreichen Besuchern. Kenntnisreich und mitreißend - immer wieder von Beifall unterbrochen - berichtete der griechische Gast von der tiefen politischen Krise und den Massenkämpfen in Griechenland. Er berichtete unter anderem, wie die KOE Formen der direkten demokratischen Aktion der Massen organisiert.

So machen sie regelmäßig während der Abend-Nachrichten eigene Lautsprecher-Durchsagen in den Siedlungen, um eine Gegenöffentlichkeit zum Medienmonopol herzustellen. Eine Gruppe von 50 Lehrern besetzte den staatlichen Fernsehsender während der Nachrichten und verlas eine Erklärung zur wirklichen Situation im Land. Sie setzten damit ein landesweites Zeichen.

Ein Teilnehmer der Veranstaltung trug aus der Medienerklärung eines Angestellten der Marfin-Bank vor, in der drei Angestellte während des letzten Generalstreiks bei einem Brand ums Leben kamen (siehe Erklärung der KOE dazu). Der Verdacht bleibt, dass hier ein inszenierter Vorfall zur Diskriminierung des Widerstands vorliegt.

Anastasios Varounis berichtete, wie IWF und die EU die Unabhängigkeit Griechenlands vollständig aufgehoben haben - sie entscheiden inzwischen über alle Belange des Landes. Stefan Engel ergänzte, wie durch die Lissaboner Verträge geregelt ist, dass im Falle der "Gefahr" für die staatliche Herrschaft in einem Land die 27 Mitgliedsstaaten unter Aufhebung der Souveränität des Landes verpflichtet sind, militärisch gegen den Widerstand vorgehen. Zum Schutz der Profitgier der Monopole hat die internationale Reaktion sich gegen die Arbeiterkämpfe organisiert. Das erfordert eine internationale Koordination, gegenseitiges Lernen sowie einen engen Zusammenschluss der kämpferischen, revolutionären Kräfte.

Stefan Engel spannte den Bogen von der tiefsten Weltwirtschaftskrise des Kapitalismus über das historisch einmalige international koordinierte Krisenmanagement der Imperialisten bis zur Krise, in die dieses Krisenmanagement mittlerweile geraten ist. Deshalb gehen die Herrschenden dazu über, die Krisenlasten offen auf die Massen abzuwälzen. Was jetzt in Griechenland exemplarisch durchgesetzt werden soll, kommt früher oder später auf die Massen in allen europäischen Ländern zu.

In der Diskussion wurden weitere interessante Fragen behandelt wie der Stellenwert des Sozialismus in der gegenwärtigen Auseinandersetzung in Griechenland, und wie man in einer solchen Situation die Massen organisieren kann. REBELL-Mitglieder aus Gelsenkirchen berichteten am Schluss, wie sie 150 Unterschriften für eine Solidaritätserklärung mit dem Kampf der griechischen Massen in den Tagen vor der Veranstaltung gesammelt haben.

Einstimmig verabschiedeten die Teilnehmern eine Resolution zur Solidarität mit dem Kampf des griechischen Volks. Bei einer Spendensammlung für die internationalistische Kleinarbeit der MLPD kamen über 1.300 Euro zusammen. Ergänzt wurde das Programm durch Lieder aus den Kämpfen des griechischen Volkes wie "Die Volksfront ruft zum Widerstand" und "Wir sind zwei" - komponiert von Mikis Theodorakis. Und am Schluss sangen alle gemeinsam begeistert die "Internationale".

Die dritte Veranstaltung "Rebellion unter der Akropolis" fand heute in Stuttgart ab 15.00 Uhr im Arbeiterbildungszentrum Süd statt. "rf-news" wird auch darüber berichten.