Politik
Tübingen: "Wir brauchen eine Schule, die den Menschen dient"
Tübingen (Korrespondenz), 10.06.10: "Nicht fürs Leben, für die Schule lernen wir!" Mit diesem Satz des Römers Seneca, den wir doch irgendwie immer andersrum zu hören bekamen, begann ein Schüler aus Reutlingen seinen schwungvollen Beitrag vor der Neuen Aula in Tübingen und fuhr fort: "Und wirklich daran geändert hat sich seither nicht viel." Er zog den Schluss: "Wir brauchen eine Schule, wo man gegenseitigen Respekt lernt, die den Menschen dient und wo man freiwillig und mit Lust hingeht."
Obwohl schon viele Studenten und Schüler in der schwülen Hitze ermattet auf dem Boden saßen, gab es frenetischen Beifall. Auch die kämpferische Soli-Adresse einer Vertreterein der Hochschul-sekretärinnen wurde begeistert aufgenommen. Insgesamt schätzten die Organisatoren auf dem Höhepunkt ca. 1.500 Teilnehmer. Reichlich anwesend war auch die Polizei und der Chef des Ordnungsamtes ließ es sich nicht nehmen, mitzulaufen und direkte Anweisungen an die Polizei zu geben. Viele von uns haben nun schöne Portraitfotos auf Polizeikameras.
Obwohl es viel zu lesen gab - von den Jusos, den Jungen Grünen, der Links-Jugend usw. – wurden viele "Galileo"-Zeitungen verteilt, die die Teilnehmer oft genau lasen. Geworben wurde für einen "AK Perspektive", der sich morgen in einem Lokal trifft. Neben sehr kämpferischen Aufklebern der Bildungsprotestler fielen auch REBELL-Aufkleber auf Hosen und Rucksäcken auf.
Auffällig war auch eine große Offenheit, aber auch teilweise wenig konkrete Vorstellungen über Ursachen der Bildungsmisere und die Ziele des Protestes bei den jüngeren Beteiligten. Das war anders bei den Organisatoren, die ziemlich genau wussten, was sie wollen: eine kostenlose Bildung für alle, mehr Arbeitsplätze, auch Forderungen für Lehrlinge und Schüler fehlten nicht. Wichtig waren die Soli-Adressen von einem GEW- Lehrenden, vom Frauenverband Courage und der Montagsdemo, die sehr beklatscht wurden.