Politik

DIW-Studie: Kluft zwischen Arm und Reich vertieft sich

17.06.10 - Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) weist nach: In Deutschland vertieft sich die Kluft zwischen Arm und Reich. Eine Langzeitbefragung von rund 11.000 Haushalten in Deutschland ergab, dass die Gruppe der Menschen mit hohem Einkommen von 16 Prozent im Jahr 2000 auf 19 Prozent im Jahr 2008 gewachsen ist. Der Anteil der mittleren Verdiener (die vom DIW so genannte „Mittelschicht“) hat sich dagegen seit dem Jahr 2000 von 64 bis auf 60 Prozent der Bevölkerung verringert. Zugleich ist der Anteil der Bezieher geringer Einkommen von 18 auf 22 Prozent gestiegen. Außerdem werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher.

Zur niedrigen Einkommensgruppe zählt, wer weniger als 70 Prozent des Durchschnittseinkommens zum Leben hat. Für einen Single-Haushalt liegt nach dieser Berechnung die Obergrenze bei 860 Euro, für ein Paar mit zwei Kindern bei 1.978 Euro. Zur „mittleren Einkommensgruppe“ gehören Menschen mit 70 bis 150 Prozent vom Durchschnittseinkommen, das entspräche bei einem Single-Haushalt der Obergrenze von 1.844 Euro, bei einem Paar mit zwei Kindern 4.242 Euro.
Das Guthaben der vom DIW so genannten „Mittelschicht“, zu der Arbeiter, Handwerker, Angestellte, und Akademiker gehören, schmilzt immer schneller dahin, besonders bei Familien: Seit 1994 ist kontinuierlich der Reallohn gesunken, früh schon wird der Höchstsatz bei Steuern und Abgaben fällig, Mieten und Mietnebenkosten steigen, Krankenkassenbeiträge werden erhöht usw. Die Angst der Arbeiter und Angestellten, in die Armut zu rutschen, wird ausgenutzt, um das Lohnniveau insgesamt zu drücken, die Arbeitsbelastung zu erhöhen, die Arbeitszeiten auszudehnen, und die Sozialversicherungen auszuhöhlen. Die Existenzbedingungen auch für höhere Angestellte und Akademiker wie für kleine Selbständige gleichen sich immer stärker denen der Arbeiter an.

Dabei bezieht sich diese Studie allein auf das monatliche Einkommen. Die wahren Reichen, die Besitzer von Konzernen und Banken, die Großaktionäre und Spekulanten, werden von der Studie nur als Spitzenverdiener erfasst. Deren Reichtum besteht aber z.B. nicht nur in hohen Managergehältern, sondern vor allem in Bonus-Zahlungen, in Dividenden und im Wert ihres Kapitals, das selbst die hohen Einkommen viele Tausend mal übersteigt.

Eine starke Polarisierung der Einkommen in Arme und Reiche gefährde den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft, beklagt die Studie des DIW. Es entwickle sich ein enormer sozialer Zündstoff, dem die Regierung nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Angesichts dieser Entwicklung fragt „Bild“: „Bricht die Gesellschaft auseinander?“ Tatsächlich vertieft die Bundesregierung mit ihrem neuen Krisenprogramm diese Kluft noch und gleichzeitig vertieft sich die latente politische Krise. „Angela Merkel ist angezählt“, titelt deshalb die neue „Rote Fahne“. Im Leitartikel heißt es: „Die Massenbasis der Koalitionäre schwindet wie der Schnee an der Sonne und sie kann sich keiner mehrheitlichen Zustimmung in irgendeiner Frage innerhalb der Fraktionen mehr sicher sein.“ In einer aktuellen Umfrage des Forsa-Instituts spricht sich bereits ein Fünftel der Deutschen für einen Rücktritt von Angela Merkel und für Neuwahlen aus. Aber auch mit einer anderen Regierung ist kein wirklicher Kurswechsel zu erwarten – der wird sich nur durch den Kampf für den echten Sozialismus verwirklichen lassen.

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