Betrieb und Gewerkschaft

Streik der Lokführer bei den Hessenbahnen zeigt Wirkung

Frankfurt (Korrespondenz), 15.06.10 - Mit vier eintägigen Streiks in der Zeit von Februar bis Juni, bei denen fast alle Züge still standen, machten die Lokführer der Hessenbahn GmbH, der Hessischen Landesbahnen und der Vectus Verkehrsgesellschaft mbH (Westerwald-Taunus-Netz) klar, dass sie nicht weiter bereit sind, fast ein Viertel weniger Lohn als ihre Kollegen bei der Deutschen Bahn hinzunehmen.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) fordert die Übernahme des Lokomotivführertarifvertrags mit der Deutschen Bahn mit einem Brutto-Eingangsentgelt von 2.250 Euro für Lokführer ohne und 2.721 Euro mit 25 Jahren Berufserfahrung. Nach dem 3. Warnstreik hatten die Lokführer der drei Unternehmen am 16. April in einer Urabstimmung mit 100 Prozent für einen unbefristeten Streik gestimmt, falls der Arbeitgeberverband Deutscher Eisenbahnen (AGVDE) weiterhin jede Verhandlung darüber ablehnen sollte. „Das war selbst für uns überraschend. Wir haben zwar mit einer breiten Zustimmung gerechnet, aber nicht damit, dass alle Mitglieder für einen Streik votieren – und dass bei einer extrem hohen Beteiligung“, so der Vorsitzende der GDL, Claus Weselsky.
„Es ist unglaublich, wie uns gerade die Leute unterstützen, die Unannehmlichkeiten durch die Streiks in Kauf nehmen mussten“, freute sich ein Lok-Führer im Gespräch mit der "Roten Fahne" über die Fahrgäste. Wegen der hohen Kampfbereitschaft und der großen Solidarität musste der AGVDE nun nach dem 5. Warnstreik am 11. Juni einlenken und bot für alle drei Unternehmen Verhandlungen an. „Die Kollegen wissen, dass sie dieses Nachgeben der Arbeitgeber mit ihren Streiks erreicht haben. Nun kommt es darauf an, was bei den Verhandlungen heraus kommt. Die Stimmung ist nach wie sehr gut. Die Kollegen sind sehr kämpferisch und hoch motiviert. Sie sind darauf vorbereitet, jederzeit die Streiks wieder aufzunehmen und auszuweiten. Gerade in der gegenwärtigen Zeit, in der die Folgen der Krise den Arbeitenden aufgeladen werden sollen, ist das ein wichtiges Signal, dass wir auch kämpfen können“, erklärte der Pressesprecher der Zentrale der GDL in Frankfurt der "Roten Fahne".