Politik

15.000 beim Protestfestival gegen "Stuttgart 21"

15.000 beim Protestfestival gegen "Stuttgart 21"

11.07.10 - Nicht nur die Temperaturen in Stuttgart kochten am Samstag ihrem Höhepunkt entgegen - auch der Protest gegen das volksfeindliche Bahnbauprojekt "Stuttgart 21" ("S21" - siehe auch "rf-news" vom 26.4.10) feierte mit einer großen Kundgebung und einem Fest im bedrohten Schlosspark einen weiteren Höhepunkt. Von vier Plätzen in der Stadt waren Sternmärsche mit Parolen und Trommeln und dem Schlachtruf "Oben bleiben" zum Bahnhof gestartet. Vor dem Bahnhof sammelten sich die Sternmärsche zu einer kurzen Blockade auf der gesamten Schillerstraße. Das Transparent "Zehntausende widersetzen sich Stuttgart 21" signalisierte, dass sich mehr als 10.000 Parkschützer auf der "Widerstandsstufe zwei" eingetragen hatten.

Demo S21 10.07.10 1Der Stuttgarter Schauspieler Walter Sittler und andere Redner waren sich anschließend mit den Kundgebungsteilnehmern einig: "Stuttgart 21 wird nicht gebaut!" Dabei ging es ihnen nicht nur um den Schutz des Parks, sondern vor allem auch um die immer krasser und deutlicher zu Tage tretende Abgehobenheit der bürgerlichen Politiker, die sich arrogant über den eindeutigen Mehrheitswillen der Bevölkerung hinweg setzen.

Manche Redner orientierten stark auf die Landtagswahlen 2011 in Baden-Württemberg. Andere, wie z.B. die Parkschützer-Aktiven, machten deutlich, dass der Widerstand noch entschlossener wird, wenn der Bahnhofsabbruch oder Baumfällarbeiten beginnen. Hier wurde der Originalton des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) eingeblendet, der das damals in der Grenzregion zum Elsass geplante Atomkraftwerk Wyhl für unumkehrbar bezeichnete. Ebenso wurde an die geplante Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf in der Oberpfalz erinnert. Beide konnten gegen den heftigen Widerstand der Bevölkerung nicht durchgesetzt werden.

Berichtet wurde von einer Studie der Firma SMA, die in Europa führend in Sachen Planung des Eisenbahnverkehrs ist. Sie war von der Zeitschrift "Stern" veröffentlicht worden. Diese Studie wurde vom Land Baden-Württemberg in Auftrag gegeben und unter Verschluss gehalten. Nicht umsonst - denn sie widerlegt alle Behauptungen der "S21"-Betreiber, dass auch der Regionalverkehr von dem gigantischen Projekt profitieren würde. Und nicht nur das. Das Projekt beinhaltet so viele verkehrstechnische Risiken und Verschlechterungen gegenüber dem jetzigen Bahnbetrieb, dass ein leistungsfähiger Fahrplan nicht möglich sein wird. Der "Stern" zog das Fazit: "S21 schafft statt eines neuen Herzens mitten in Europa - einen Herzinfarkt."

Von der MLPD wurde breit die neue Ausgabe der Stuttgarter Zeitung "tatsach“ und ein neuer Flyer der Initiativgruppe der MLPD zu "S21" verteilt. Die "tatsach" befasst sich vor allem mit der begonnenen Kriminalisierung und Spaltung des Protestes. Es gab viele Diskussionen mit interessierten Teilnehmern.

Demo S21 10.07.10 3Ein letzter Höhepunkt im Programm war der Auftritt des Musikers Max Herre, der sich auch zum Protest gegen "S21" bekennt. Er holte mit seinen Rhythmen hunderte (nicht nur) Jugendliche aus dem Schatten der Bäume auf die sonnenglühende Wiese vor der Bühne und sorgte für beste Stimmung der Teilnehmer.

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