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Afghanistankonferenz in Kabul - imperialistisches "Wunden lecken"

20.07.10 - Heute kommen in Kabul Außenminister und hochrangige Regierungsvertreter aus 70 Ländern zur größten internationalen Konferenz in Afghanistan seit 30 Jahren zusammen. Tausende von Soldaten und Polizisten schützen das nur siebenstündige Treffen, in Kabul herrscht Ausnahmezustand. Während Präsident Hamid Karsai die Konferenz eröffnete, beschossen Widerstandsgruppen den Flughafen mit Raketen.

NATO-Generalsekretär Rasmussen und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wollen mit den Vertretern der teilnehmenden 70 Staaten über eine so genannte "Afghanisierung" der imperialistischen Aggression gegen die Völker Afghanistans beraten. Entgegen aller offiziellen Verlautbarungen geht es heute in Kabul nicht um einen Abzug der imperialistischen Truppen, sondern um langfristige Sicherung der imperialistischen Ziele in einer Situation, in der die Regierungen der kriegsführenden Länder zunehmend an Glaubwürdigkeit verlieren.

In allen kriegsführenden Ländern ist eine Mehrheit der Bevölkerung für einen sofortigen Truppenabzug aus Afghanistan, während gleichzeitig der Militäreinsatz verstärkt wird. Das ist das Dilemma der Imperialisten. Ihre "Logik" lautet daher, man müsse die Truppen verstärken, um sie abziehen zu können. Bereits im Januar beschloss die Bundesregierung die Entsendung zusätzlicher 500 Soldaten, und Außenminister Westerwelle verkündete anschließend, ab 2011 werde dann mit dem Truppenabzug begonnen, man könne aber kein Datum nennen. Offensichtlich ist jetzt beabsichtigt, die ständig wachsenden finanziellen und militärischen Lasten des imperialistischen Kriegsabenteuers auf noch mehr Staaten zu verteilen.

Während in den bürgerlichen Medien immer von der "Offensive gegen die Taliban" die Rede ist, kommt der Bericht der Feldjäger (Militärpolizei) nach dem Bombenangriff auf Zivilisten in Kunduz zu einer anderen Einschätzung: "Es ist schwierig, zwischen Taliban und Einheimischen zu unterscheiden. Der Stamm Omar Khel ist selbst das Problem. Circa 80 Prozent der Stammesangehörigen gehören zu den Aufständischen, auch die Kinder und Heranwachsenden unter den Verletzten waren keine Unbeteiligten." Ganz offen wird hier der Bombenterror gegen die Bevölkerung begründet. Die imperialistischen Besatzungstruppen geraten durch den bewaffneten Widerstand des Volkes im ganzen Land immer mehr in Bedrängnis, zahlreiche Soldaten wurden getötet, darunter schon 43 Bundeswehrsoldaten.

Die Hilflosigkeit der Imperialisten angesichts des ständig wachsenden Widerstands muss auch NATO-Generalsekretär Rasmussen zugeben: "Nach neun Jahren internationalen Engagements ist es auf schmerzvolle Weise deutlich geworden, dass der Preis, den wir zahlen müssen, viel höher ist als erwartet - insbesondere angesichts all der getöteten internationalen und afghanischen Soldaten." ("Hamburger Abendblatt", 19.7.10) Rasmussen kündigte an, dass die geplanten Militäroffensiven "unweigerlich zu heftigeren Gefechten führen und bedauerlicherweise wird es mehr Opfer geben".

Afghanistan ist für die Imperialisten nicht nur für die strategische Sicherung der Erdölregion in Zentralasien und am kaspischen Meer interessant. Die Entdeckung der weltweit größten Lithiumvorkommen haben neue imperialistische Begehrlichkeiten geweckt. Das Mineral wird für Akkus in elektronischen Geräten benötigt und ist von strategischer Bdeutung bei der Umstellung der Fahrzeugantriebe auf Elektromotoren. Vielleicht hatte der deutsche Kriegsminister zu Guttenberg das im Hinterkopf, als er am Freitag im sicheren Flugzeug sich gegenüber Reportern äußerte: "Ich selbst würde sofort nach Afghanistan gehen, wenn ich noch Unteroffizier wäre." ("Hamburger Abendblatt", 16.7.10)