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Angeblicher US-Truppenabzug aus dem Irak: "Die Besatzung ändert nur ihr Gesicht"

19.08.10 - Lauthals erklärte US-Präsident Barack Obama gestern: "Unsere Kampfmission im Irak ist beendet." Ein Konvoi mit 14.000 US-Besatzungssoldaten aus Bagdad überschritt die Grenze nach Kuwait. Ein schmählicher Abzug - angesichts eines gerade in letzter Zeit wieder erstarkenden irakischen Widerstands. Von einem Ende der US-Besatzung des Irak kann indessen keine Rede sein. "rf-news" sprach mit Awni al-Kalemji, dem Sprecher der Widerstandsbewegung "Irakische Patriotische Allianz".

"rf-news": Was hat es mit dem angeblichen Abzug der letzten US-"Kampftruppen" aus dem Irak auf sich?

Awni al-Kalemji: Von Norden bis Süden, von Ost bis West bleiben bis Ende des Jahres weiterhin 50.000 US-Soldaten im Land. Obama erklärte nur, dass die USA ihre Mission im Irak ändern werden, von der militärischen zu einer so genannten "zivilen Mission", die dem irakischen Militär helfen soll. Das heißt, es wird nur das Gesicht geändert. Die Besatzung des Irak geht weiter. Gleichzeitig bleiben 100.000 private Söldner im Auftrag der US-Armee im Land. Sie haben genauso Panzer, Waffen usw.

"rf-news": Wie leben die Iraker und wie organisieren sie sich?

Awni al-Kalemji: Das irakische Volk leidet sehr unter der Besatzung. Wir arbeiten im Widerstand dafür, das Volk voran zu bringen, dass sie eine Revolution machen gegen die Besatzung und die irakische Regierung. Das ist der einzige Weg, um aus dieser Krise herauszukommen. Der irakische Widerstand erstarkt zur Zeit von Neuem, es gibt Militäraktionen, die Organisationen des Widerstands sind sehr aktiv. Es gibt Demonstrationen im Norden, im Süden, in der Mitte des Irak.

"rf-news": In den bürgerlichen Massenmedien hört man nur von Attentaten im Irak, aber kaum von Demonstrationen der Bevölkerung.

Awni al-Kalemji: Ja, wenn eine Bombe explodiert, wird das weltweit berichtet. Aber über den irakischen Widerstand hört man nichts. Die Anschläge haben mit ihm nichts zu tun, gehen zum Teil von der Regierung oder der US-Armee aus. Der irakische Widerstand kämpft in der Grünen Zone, kämpft gegen die Militärbasen, attackiert die Panzer jeden Tag. Mehr als 15 Militäroperationen gibt es täglich vom irakischen Widerstand. Gleichzeitig finden jeden Tag Demonstrationen statt, große und kleine, z.B. gab es am 17. August große Demonstrationen mit Forderungen nach Wasser und Elektrizität in Basra, Kerbala, Bagdad, Nadschaf und weiteren Städten. Dabei kommt es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Es gibt Tote und Verhaftete.

"rf-news": Vielen Dank für das Interview und wir wünschen vollen Erfolg im Widerstand!

(Eine ausführlichere Fassung des Interviews veröffentlicht die nächste Woche erscheinende "Rote Fahne" - sie kann hier bestellt werden)