Betrieb und Gewerkschaft

Beeindruckende Eröffnung der Kulturwoche "90 Jahre Rote Ruhrarmee"

16.08.10 - Gestern Abend wurde in Anwesenheit von 250 Besuchern die Kulturwoche "90 Jahre Rote Ruhrarmee" eröffnet. "Das war so beeindruckend und eine Hochstimmung - ich bin jetzt neugierig, was noch alles kommt in der Woche", meinte eine Besucherin zu "rf-news". Die Kulturwoche wurde von den Stadtgruppen der Bergarbeiterinitiative "Kumpel für AUF" schon seit über einem Jahr vorbereitet. Sie ist im Ruhrgebiet in den letzten Tagen auf ein wachsendes öffentliches Interesse gestoßen und hat einen breiten parteiübergreifenden aktiven Unterstützerkreis in Gewerkschaften, Parteien, Initiativen usw. gefunden. Im ersten Teil des Abends fand die eigentliche Eröffnung statt.

Stefan Engel, Sprecher der Kumpel-Zeitung "Vortrieb", stellte vor, was "Kumpel für AUF" bewegt hatte, diese Kulturwoche zu planen und vorzubereiten. Sie sieht sich als Bestandteil des alternativen Programms der "Kulturhauptstadt Ruhr.2010". Im offiziellen Programm sind etliche gute Ideen und auch Higlights, wie die "Aktion Schachtzeichen" oder das "Stillleben" auf der A40. Aber durchgängig soll dort laut dem Hauptinitiator, dem ehemaligen Intendanten des WDR, Fritz Pleitgen, nicht die "Ehda-Kultur" zum Zug kommen. Also die Kultur, die "eh da" ist.

Sie wollen stattdessen mit kapitalkräftigen Sponsoren von der angeblichen "negativen Schmuddelkultur", geprägt von Kohle, Eisen und Stahlherstellung, wegkommen. Das Finanzkapital will den deutschen Steinkohlebergbau still und heimlich begraben und deshalb keine Werbung aufkommen lassen für die Tradition, die den größten industriellen Ballungsraum Europas, das Ruhrgebiet, entstehen ließ. Inzwischen hat sich der "Kulturkampf" weiter ausgedehnt: "Kumpel für AUF" steht in seiner Kritik an der offiziellen Ausrichtung der "Kulturhauptstadt Ruhr.2010" nicht allein. Umso ehrenvoller ist es, so Stefan Engel, heute den Startschuss für den Monat des Alternativprogramms zu geben.

Zwei Vertreter des zentralen Koordinierungsausschusses von "Kumpel für AUF" gingen auf die aktuelle Entwicklung im Steinkohlebergbau ein und stellten das weitere Programm der Woche mit vier zentralen Highlights und  vielfältigen lokalen Aktivitäten vor. Wie eine Bombe schlug vorige Woche die Nachricht ein, die der Vortrieb enthüllte, dass die Bergleute jahrelang nach Strich und Faden belogen worden sind ("rf-news" berichtete). In Brüssel wurde bereits 2002 die Einstellung des Subventionierten Steinkohlebergbaus in der EU beschlossen.

Damit sollte im Jahr 2014 der letzte Sargnagel für den deutschen Bergbau gesetzt werden. 2007 verabschiedete die deutsche Regierung das "Steinkohlenfinanzierungsgesetz", das angeblich die Abwicklung des Bergbaus bis 2018 vorsehen sollte und eine trügerische Sicherheit, eines sogenannten "sozialverträglichen Auslaufbergbaus" versprechen sollte. Dieses Versprechen ist eine "Fata Morgana". Mit Beifall wurde im Saal zur Kenntnis genommen, dass auf den sechs verbliebenen deutschen Zechen intensiv über die Vorbereitung eines neuen Massenkampfs der Bergleute diskutiert wird.

Das Theater "Grubenlicht und Wetter" war dann ein Feuerwerk von eingängigen Liedern, rührenden, nachdenklichen und auch witzigen Szenen. Es handelte über das größte deutsche Zechenunglück mit mehr als 380 toten Bergleuten im November 1908. Das Ereignis bedeutete eine Zäsur in der Geschichte des Bergbaus und den Ausgang harter Kämpfe um Arbeitssicherheit, die weltweit bis in unsere Zeit reichen.

Die Schauspieler und Schauspielerinnen wurden sichtlich von der Stimmung im Saal getragen und brachten "Geschichte live" rüber. Ein Kumpel meinte: "Das war vor hundert Jahren, vieles kommt mir aber wie heute vor." Das Stück machte Mut, es zeigte, wie die Bergleute aus unterschiedlichsten Nationen stammend, zu einer Klasse zusammen wuchsen, aber auch immer wieder aufs Neue sich ihre Solidarität gegen Hetze, Betrug und Schikanen erkämpfen müssen. 

Mit je einer Flasche Wein statt der meist üblichen Blumensträuße wurde das Ensemble am Schluss bedacht. Es war von dem Applaus sichtlich überwältigt war. Isabel Sandig bedankte sich gerührt beim Publikum und versprach, dass dies nicht die letzte Aufführung war und Interessenten jederzeit das Ensemble beim "Duo Sago" in Essen anfordern können. Es folgten noch lange Gespräche an den Tischen im Foyer.

Wichtige Hinweise zum weiteren Programm:

Am Mittwoch ist der nächste Höhepunkt mit der Podiumsdiskussion im "Saal Horster Mitte". Zugesagt haben: Der Ruhrgebiets-Liedermacher Frank Baier; Professor Roland Günter, der "Retter der Arbeitersiedlung Eisenheim"; Michael May, Bergbauangestellter in Anpassung, MLPD und "Kumpel für AUF" (er wurde mit einer Spende von 2,5 Millionen aus seinem Erbe für die MLPD als größter Einzelspender für eine Partei deutschlandweit bekannt); Helmut Manz, stellvertretender Sprecher des Landesverbands NRW der Partei "DieLinke"; der Hamburger Künstler Christoph Schäfer, der im Rahmen der Kulturhaupstadt Installationen zum Gedenken an die "Rote Ruhrarmee" schuf und Lisa Gärtner, Jugendverband REBELL und ehemalige Auszubildende sowie Jugendvertreterin bei Opel Bochum, heute arbeitslos.

Zum Programm hier

Die erste Aufführung der Ruhrkampfrevue am Samstag ist bereits ausverkauft. Es gibt noch Karten für den Sonntag (siehe auf der Startseite)