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Kämpferischer Warnstreik-Auftakt der Stahlarbeiter: "6 Prozent - sonst Streik!"

Kämpferischer Warnstreik-Auftakt der Stahlarbeiter: "6 Prozent - sonst Streik!"
Bei der Warnstreikaktion in Dortmund

23.09.10 - Am Mittwoch, den 22. September, begannen die ersten Warnstreiks der 85.000 Stahlarbeiter in Nordwest-Deutschland zur Durchsetzung der Forderung nach 6 Prozent mehr Lohn und 60 Euro für die Azubis, einen Flächentarifvertrag für die gleiche Bezahlung der Leiharbeiter und eine kürzere Arbeitszeit für die älteren Kollegen. Ab nächsten Mittwoch sind auch die 8.000 Stahlarbeiter in Ostdeutschland aufgerufen, mit zu streiken. Beteiligten sich gestern mehr als 2.000 Stahlarbeiter an den Warnstreiks in Salzgitter und Dortmund, wurden sie heute auf 16 Standorte und Betriebe ausgeweitet. Allein im Duisburger Süden streikten für mehrere Stunden rund 1.500 ThyssenKrupp- und Arcelor-Kollegen. Mittags folgten nochmals rund 4.500 Stahlarbeiter aus dem Duisburger Norden.

Nach allen bisher vorliegenden Berichten stand jeweils die Produktion wegen der großen Beteiligung an den Warnstreiks weitgehend. Aus Dortmund wird berichtet: "Die Kolleginnen und Kollegen von TKSE und HSP in Dortmund trafen sich gemeinsam um 12 Uhr am Tor 1 bei TKS. Beteiligt waren auch die Leiharbeiter und wie immer waren auch alle Azubis dabei. Die Stimmung war kämpferisch. Die Kollegen forderten '6 Prozent als Mindest-Boni', 'Schluss mit Verzicht', 'Übernahme aller Leiharbeiter' und 'Prozentuale Anbindung der Ausbildungsvergütung an den Ecklohn'. Auf einem Schild stand: '6 Prozent – sonst Streik!'

Bevor die 500 Kolleginnen und Kollegen zum Borsigplatz marschierten, verabschiedeten sie noch eine Solidaritätsresolution an die Conti-Belegschaft sowie die Bergleute an Saar und Ruhr zur Unterstützung des Kampfes gegen die Arbeitsplatzvernichtung. Am Schluss heißt es darin: 'Wenn Stahlarbeiter, Bergleute, Metallerinnen und Metaller zusammenstehen, dann sind wir eine Kraft! Lasst sie uns nutzen!' Von der Montagsdemo verlas ein Kollege eine Solidaritätsadresse, die gut angekommen ist." (hier die Solidaritätserklärung an die Conti-Kollegen als doc-Datei)

Die kämpferische Entschlossenheit der Stahlarbeiter kam besonders dann zum Ausdruck, wenn es um die Leiharbeit ging. Viel Beifall erhielt der Betriebsrats-Vorsitzende von Vallourec Mannesmann in Düsseldorf-Rath, als er darauf hinwies, dass im Werk die Forderung "Gleiche Arbeit, gleiches Geld" für die Leiharbeiter bereits durchgesetzt ist: "Aber unser Ziel ist mehr, das ganze Leiharbeitersystem muss weg." Um so wütendere Proteste gab es, als er aufdeckte, dass kurz vor der Stahltarifrunde alle Unternehmerverbände sich darauf verständigt hätten, an der Leiharbeit festzuhalten und den Forderungen der Stahlarbeiter und aus anderen Branchen nicht nachzugeben.

Dagegen erhielt die Aufforderung, "die Azubis in die Mitte zu nehmen - sie müssen lernen, zu streiken" langen Beifall, der einem festen Versprechen der Kollegen gleichkam. Allen Beteiligten war mehr oder weniger bewusst, dass es bei diesem einen Warnstreik nicht bleiben kann, wenn die Forderungen durchgesetzt werden soll. Aber nur selten gab es darüber eine offene Auseinandersetzung, wo auch die Kollegen ihre Meinung und Argumente austauschen konnten. Anders in Dortmund:

"Am offenen Mikro diskutierten die Kollegen, wie es weitergehen soll. 'Wenn bei der dritten Verhandlung nichts rum kommt, dann hilft nur Streik!' Dem widersprach niemand. Da am 29. September der Europäische Gewerkschaftsbund zu einem europaweiten Aktionstag aufruft, wäre dies eine gute Gelegenheit, auch von den Stahlarbeitern ein Zeichen zu setzen! 'Am besten wäre, wir würden an diesem Tag alle streiken', schlugen Kollegen von TKSE vor. 'Schlecht wäre auch nicht, wenn wir als Stahlarbeiter nach Brüssel fahren!' Das waren Vorschläge, die von vielen Kollegen positiv aufgegriffen wurden. Das sollte jetzt in allen Stahlbuden beraten werden!"