Politik
Oktoberfest-Attentat vor 30 Jahren - die Spur führt zur Regierung
München (Korrespondenz), 27.09.10: Am 26. September 1980 kam es um 22.20 Uhr zu einer gewaltigen Explosion nahe dem Haupteingang zum Münchner Oktoberfest, dem größten Volksfest der Welt. Die in einer Mülltonne deponierte Splitterbombe tötete 12 Menschen sowie den Bombenleger und verletzte weitere 200 Menschen teilweise lebensgefährlich. Bereits am Tag nach dem folgenschwersten Attentat in der bundesdeutschen Geschichte war klar, wer der Bombenleger war: Gundolf Köhler, 21 Jahre, Student und Mitglied der neofaschistischen "Wehrsportgruppe Hoffmann".
Anstatt dieser eindeutigen Spur zu folgen, wurde von den Behörden die These des frustrierten Sonderlings und Einzeltäters Köhler in die Welt gesetzt und im Abschlussbericht des Generalstaatsanwalts 1981 festgeschrieben. Bereits am Tag nach dem Oktoberfestattentat stieß die deutsche Polizei aber auf eine Verbindung zum Neofaschisten Heinz Lembke, der über 30 Waffenverstecke in Deutschland ausplauderte, die er selber im Auftrag des deutschen "Gladio"-Netzwerks angelegt hatte.
Unter dem Codewort "Gladio" wurde nach dem II. Weltkrieg in Italien eine Geheimarmee der Nato aufgebaut, ähnliche Projekte gab es in den meisten europäischen Ländern. Dazu gehörten geheime Waffenarsenale sowie die Anwerbung und Ausbildung Hunderter von Agenten bevorzugt aus neofaschistischen Kreisen (siehe "rf-news"-Berichte dazu). Sie hatten unter anderem die Aufgabe, sich auf die Niederschlagung revolutionärer Bewegungen vorzubereiten und mit Attentaten den Regierungen Vorwände für die Verschärfung der staatlichen Repression zu liefern.
Trotz eindeutiger Belege erklärte die Bundesregierung wiederholt, dass es keine Verbindung vom Oktoberfestattentat zu Heinz Lembke gäbe. Ein Antrag des Journalisten Ulrich Chaussy (ebenfalls lesenswert: "Oktoberfest – Ein Attentat") auf Wiederaufnahme der Ermittlungen aus dem Jahr 2009 wurde vom Generalbundesanwalt mit der Begründung abgelehnt, dass bereits 1997 sämtliche Beweismittel vom Oktoberfest-Attentat vernichtet worden seien.
Die MLPD Bayern unterstützt die von bayerischen Antifaschisten initiierte und von Verdi München unterstütze Kampagne "Um nicht zu vergessen". Um den Neofaschismus wirksam zu bekämpfen, müssen wir auch seine Hintermänner aufdecken, die staatlichen Strukturen, die die Neofaschisten fördern und benutzen. Eine entscheidende Schlussfolgerung daraus ist das Eintreten für das Verbot aller faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda.