Politik
Über 100.000 bei Demonstration gegen "Stuttgart 21"
Stuttgart (Korrespondenz), 02.10.10: Die Wiese im Stuttgarter Schlossgarten konnten die mehr als 100.000 Demonstranten kaum fassen. Diese in der Geschichte des Landes Baden-Württemberg wohl größte Demonstration war die eindruckvolle Antwort auf den unerhört brutalen Polizeieinsatz des Vortages mit 400 Verletzten. Hier zeigte sich offener die Diktatur der Monopole.
Viele Leute erzählten, dass sie heute zum ersten Mal zur Demonstration gekommen sind, nach diesen Vorfällen sahen sie das geradezu als Pflicht an. Sowohl von der Kundgebungsbühne wie am offenen Mikrofon der MLPD zerpflückten Augenzeugen die Behauptung, die Gewalt sei von den Jugendlichen ausgegangen. Immer wieder ertönte auf der anschließenden Demonstration auch ein neuer Sprechchor "Wir sind hier, wir sind laut, weil man unsere Kinder haut!"
Aber auch der Stolz auf die Jugendlichen, die entschlossen ihr demokratisches Recht wahrnahmen, wurde vielfältig zum Ausdruck gebracht. "Mappus weg" und "Schuster, Mappus ihr müsst gehn - lasst euch in Stuttgart nicht mehr sehn!" - diese auch während der Demonstration immer wieder aufbrandenden Sprechchöre unterstrichen, dass die politisch Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
Verschiedene Redner wiesen auch daraufhin, dass die Betreiber von "Stuttgart 21" darauf reagieren, dass der Massenwiderstand trotz und gerade auch wegen ihrer Massnahmen breiter und schärfer wird. Ein Vertreter der Organisation der Parkschützer las aus einem aktuellen Brief des Eisenbahnbundesamtes vor, in dem selbst diese Behörde Bäumfallarbeiten zum jetztigen Zeitpunkt untersagt. Doch Regierungspräsidium und Landesregierung betreiben eine Politik der verbrannten Erde.
Das unterstreicht auch die Forderung nach "Abrissstop und Baumfällstop jetzt", wie die Forderung "Höchste Zeit für Volksentscheid - landesweit!" was immer wieder auf der Demonstrationen durch die Stuttgart Innenstadt zu hören war. Sie war so gewaltig, dass die letzten Demonstrationen gerade vom Schlossgarten starteten als die ersten schon wieder zurück kamen. Für den einzelnen Teilnehmer kaum noch möglich, all die zahlreichen Initiativen, lebendigen Schilder, Sprechchöre mit zu bekommen.