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Glückauf nach Chile - die Bergleute sind gerettet!

14.10.10 - Großer Jubel unter den anwesenden 800 Angehörigen und Freunden im Lager Esperanza ("Hoffnung") - alle 33 in der chilenischen Gold- und Kupfermine San José eingeschlossenen Bergleute konnten nach 69 Tagen des Wartens aus ihrem 622 Metern tiefen Verlies gerettet werden! Weltweit verfolgten Millionen Menschen Tag und Nacht mit großer Anteilnahme die Rettungsaktion, die heute morgen mit dem Schichtleiter Luiz Urzua als Letztem erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die längste Schicht, die jemals Kumpel unter Tage verbringen mussten, ist damit beendet.

Mario Sepúlveda, der Sprecher der eingeschlossenen Bergleute, erklärte selbstbewusst: "Ich möchte nicht als Star oder Journalist behandelt werden. Ich will, dass Sie mich wie den behandeln, der ich bin - ein Bergarbeiter." Er sei stolz auf seine Herkunft und wolle weiterarbeiten. Er nutzte auch sofort die Situation, um den katastrophalen Zustand der Sicherheit in den Minen anzuklagen. 

Am 5. August war das Bergwerk wegen gravierender Sicherheitsmängel eingestürzt. Am 12. August erklärte das Bergbauministerium vorschnell, die Chance, Kumpel noch lebend zu finden, sei "sehr gering". Die Suche sollte schon eingestellt werden. Aber die Familien der Kumpel drängten auf weitere Ortungen. Dann, am 22. August, 17 Tage nach dem Unglück, wurden die überlebenden 33 Bergleute in einer Notkammer aufgespürt.

Danach begannen die außerordentlich komplizierten Rettungsbohrungen. "Es können Stunden zu Tagen werden, wenn man da unten sitzt. Die Kumpel schöpften sicherlich Hoffnung, als sie wussten, die sind an der Bohrung dran", so ein Kumpel in Ibbenbüren. Und ein anderer: "Als Bergmann hat man im Hinterkopf, dass einer für alle da ist und alle für einen und man nicht im Stich gelassen wird."

Die Rettung war eine technische Meisterleistung - und sie war ein bewegendes Zeugnis der Kampfmoral der Kumpel. Der Bergmann Christian Link, Sprecher der Bergarbeiterbewegung "Kumpel für AUF", brachte gegenüber "rf-news" seine Erleichterung über die Rettung zum Ausdruck: "Wir freuen uns sehr, dass alle gerettet werden konnten! Wir wünschen den Kollegen eine gute Besserung auch bei den seelischen Problemen, die sie vielleicht bekommen werden. Und eine gute Zukunft für sie und ihre Familien!

Diese Kampfmoral, die die Kumpel da gezeigt haben, ist auch durch ihren Beruf entstanden: Man muss sich aufeinander verlassen können unter Tage, weil es auch im Normalbetrieb um Leben und Tod gehen kann. Alle Hochachtung, wie sie es geschafft haben, in einer scheinbar auswegslosen Situation nie die Hoffnung aufzugeben und ihr Leben selbst zu organisieren mit den wenigen Mitteln, die sie zur Verfügung hatten.

Die Besonderheit dieses Unglücks war, dass die Kumpel richtige Räumlichkeiten hatten, in denen sie sich bewegen konnten, anders als in Lengede, wo die Leute im Dunkeln waren, von Wasser eingeschlossen, wenn der Berg dauernd in Bewegung ist und die Leute neben dir erschlägt. Wichtig für die Moral der Kumpel in San José war, dass sie selbst aktiv an ihrer Rettung arbeiten konnten und mussten.

Sehr kritisch sehe ich die Rolle der chilenischen Regierung, die ein richtiges Prestigeprojekt aus der Rettung gemacht hat. Dieses Unglück konnte nur passieren, weil die Regierung den Bergwerksbetreibern keine wirklichen Arbeitsschutzbestimmungen auferlegt hat! San José ist eine uralte Mine, sie war schon geschlossen und wurde neu aufgemacht - genehmigt durch die Regierung! Es war bekannt, dass diese Mine gefährlich ist! Standard ist z.B., dass jedes Bergwerk zwei Ausgänge nach über Tage haben muss - das war bei San José nicht so. Es ist ein verdammter Fluch, dass von den Unternehmen und Regierungen immer darauf gesehen wird, dass man eine hohe Rendite erreicht, egal in welchem Bereich."

Der große Zusammenhalt unter den Kumpels, der sich jetzt wieder in Chile gerade in dieser Ausnahmesituation zeigte, befähigt sie auch zu großen Kämpfen. Mit dieser Stärke könnten in Deutschland die Steinkohle-Kumpel auch das Ende ihres Bergbaus verhindern. Breite Solidarität wäre ihnen ebenfalls sicher!