Betrieb und Gewerkschaft
"Weg mit der Rente mit 67! Kämpfen wie in Frankreich - Nehmen wir es selbst in die Hand!"
24.10.10 - Das ist die Überschrift einer neuen Extra-Ausgabe der Konzernzeitung der Daimler-Kollegen, "Die Stoßstange", für das Werk Bremen. Im Hauptartikel heißt es unter anderem:
Am 27. Oktober: Raus aus dem Betrieb! Auf zur "Berliner Freiheit"! Im Mittelpunkt dabei: Der Kampf gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre!
Die Rente 67 ist ein Hohn,
- weil gleichzeitig unsere Kinder
keine Arbeits- und Ausbildungsplätze
mehr finden. Auch Daimler will in
Bremen bis 2012 nur noch 85 statt
bisher 140 Auszubildende pro Lehrjahr
einstellen.
- weil gleichzeitig in den Werkhallen
und Büros die Ausbeutung immer
weiter verschärft wird. Ständig steigt
die Arbeitshetze, werden Taktzeiten
gekürzt, gibt es keine Springer, werden
Sonderschichten angeordnet. Kein Mensch kann so bis 67 arbeiten.
- weil uns erzählt wird, die Rente
wäre angeblich nicht mehr zu bezahlen,
weil wir immer älter werden. Tatsächlich
produzieren immer weniger
Arbeiter jedes Jahr einen noch größeren
Reichtum. Die Rentenkassen sind
"leer", weil immer weniger Menschen
einen Vollarbeitsplatz haben,
weil die Löhne immer weiter gesenkt
werden und weil die internationalen
Übermonopole keinen Pfennig in die
Sozialkassen zahlen.
Deshalb begrüßen wir, dass der DGB am Mittwoch eine Demonstration gegen die Rente 67 organisiert. ...
Wir wollen selbst zu Wort kommen und gemeinsam mit unseren Kollegen aus den anderen Bremer Betrieben beraten, wie der Kampf gegen die Rente 67 wirkungsvoll organisiert wird. Wir sind die Gewerkschaft und deshalb brauchen wir auf der "Berliner Freiheit" ein offenes Mikrofon.
Wir wissen auch: Mit einer solchen Aktion werden wir die Rente 67 nicht verhindern. Anders als unsere Kollegen in Frankreich haben wir in Deutschland kein politisches Streikrecht. Nur mit politischen Streiks können wir diese Pläne aber zu Fall bringen. So wie 1996, als der selbständige Streik von uns und unseren Kollegen in Mettingen der Auftakt einer Streikwelle in ganz Deutschland war, der erst die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und dann die ganze Kohl-Regierung zu Fall gebracht hat. 1996 hat sich keiner getraut, uns für unseren Streik zu bestrafen. Trotzdem brauchen wir in Deutschland ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht!
Deshalb am Mittwoch: Nicht nach Hause schicken lassen. Die Kollegen in Frankreich haben es uns vorgemacht: Streik und Torblockaden sind wirksame Mittel, um unsere Arbeiterinteressen gegen die Monopole und ihre Regierung durchzusetzen. Nicht für einen Tag, den man dann am Samstag nacharbeiten kann, sondern unbefristet! Eine Belegschaft muss den Anfang machen. Wir in Bremen sind eine kampfstarke und kampferfahrene Belegschaft. Auf unser Werk schauen die Arbeiter in Deutschland und ganz Europa.
Hier die gesamte zweiseitige Extra-Ausgabe von "Die Stoßstange" im pdf-Format zum Ausdrucken oder Herunterladen