Umwelt
Kein Ende der Blockaden im Wendland - noch nie wurde ein Castor-Transport so lange aufgehalten
08.11.10 - Nach wie vor blockieren in der Region um Gorleben Tausende die Zufahrtswege zum Atommülllager. Laut Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, stellen sich die Demonstranten auf neue Blockaden ein. 1.500 bis 2.000 Menschen hätten sich entlang des letzten Teils der Transportstrecke versammelt und im Laufe des Tages könnten es wieder bis zu 4.000 werden.
Rund 1.600 Demonstranten hatten auch in der Nacht vor dem Atommülllager ausgeharrt, um die Castor-Transporte aufzuhalten. Zuvor hatte die Polizei nach der Räumung der Castor-Sitzblockade auf den Schienen bei Harlingen etwa 1.000 Castor-Gegner festgenommen und in eine auf dem freien Feld errichtetes Gefangenen-Sammellager verfrachtet. Sie waren erst mitten in der Nacht wieder freigelassen worden.
Noch nie ist es gelungen, einen Castor-Transport so lange aufzuhalten. Selbst ein Polizeisprecher musste zugeben: "Es beteiligen sich deutlich mehr Menschen, als wir gedacht haben." Der stellvertretende Vorsitzende der "Deutschen Polizei-Gewerkschaft", Rainer Wendt, erklärte sichtlich frustriert, die Polizisten seien nach teilweise mehr als 24-stündigem Einsatz "absolut am Ende ihrer Kräfte".
Während von anderen Polizeisprechern der massive Polizeieinsatz am Sonntag (siehe "rf-news"-Bericht) mit einer angeblichen "neuen Stufe der Gewalt" seitens der Demonstranten gerechtfertigt wird, sprechen Augenzeugenberichte eine andere Sprache. So berichtet der "Kölner Stadtanzeiger" von heute über die Aktion "Castor schottern":
"Am Sammelpunkt Govelin erleben die Organisatoren ... selbst die größte Überraschung des Tages. Mit 200 bis 300 Menschen, die Schotter aus dem Gleisbett entfernen wollen, haben sie gerechnet. Als sich der Tross der Aktivisten jedoch kurz vor acht in Bewegung setzt, ist vom Anfang aus das Ende nicht zu erkennen. 3.000 bis 4.000 werden es wohl sein, die singend und trommelnd in den Wald ziehen. Die Polizei lässt sie zunächst gewähren. ...
Hunderte Aktivisten laufen die Böschung herab auf die Gleise, dort aber werden sie bereits erwartet. Die Polizisten, die hier eine Kette bilden, zögern nicht lange: Mit Schlagstöcken, Fausthieben und Tritten bugsieren sie Dutzende Demonstranten aus dem Gleisbett.
Und als diese wieder die Böschung hinaufkraxeln, setzen die Uniformierten nach, versprühen literweise Tränengas und Pfefferspray, schießen schließlich sogar Reizgas-Granaten in den Wald. Als sich der Rauch wieder lichtet, lehnen etliche Demonstranten halbblind an den Bäumen, andere versorgen Schnitt- und Schürfwunden von Freunden, manche humpeln mit Schmerzen davon."
Die Gewaltorgie ging also ganz klar von der Polizei aus, während es zahlreiche Indizien dafür gibt, dass das medienwirksame Inbrandsetzen eines Polizei-Einsatzwagens das Werk gezielter Provokateure war.