Politik

Provokante Belehrungen einer "Frauenministerin"

10.11.10 - Die provokanten Äußerungen von Frauen- und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) gegenüber der Frauenbewegung stoßen zurecht auf breite Empörung. Sie zeigen die reaktionäre Gesinnung dieser erklärten Antikommunistin, die sich vor allem die sogenannte "Extremismus"-Bekämpfung auf die Fahnen geschrieben hat. Demagogisch knüpft sie in einem "Spiegel"-Interview" an berechtigten Kritiken am kleinbürgerlichen Feminismus wie der formalen Forderung nach Frauenquoten an.

Gleichzeitig gibt sie den Frauen die Schuld daran, wenn sie weniger verdienen als die Männer. Viele Frauen studierten "gern Germanistik und Geisteswissenschaften" statt "Elektrotechnik" und das habe dann "eben auch Konsequenzen beim Gehalt". Wenn die Frauen ihres eigenen Glückes Schmied sind, wie erklärt sich dann der Widerspruch, dass es immer mehr berufstätige und gut ausgebildete Frauen gibt und trotzdem die Lohnschere zwischen den Geschlechtern kaum kleiner geworden ist?

Deutschland gehört zu den Ländern mit dem EU-weit größten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes verdienen Frauen durchschnittlich nach wie vor fast 24 Prozent weniger als Männer. Ursache dafür ist die doppelte Ausbeutung der arbeitenden Frauen, die damit begründet wird, dass ihre Arbeitskraft wegen Schwangerschaft, Kindererziehung und Familienpflichten nur eingeschränkt zur Verfügung steht.

Aber dafür findet auch die Karrierefrau in der Familie ihre eigentliche Erfüllung. Zumindest wenn es nach Kristina Schröder geht, die glaubt, "dass zumindest der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden". Solche Töne sind die Begleitmusik zur Abwälzung der Krisenlasten besonders auf die Frauen und Familien, die von der Bundesregierung betrieben wird. Von Unternehmerverbänden BDI und BDA werden schon weitere Kürzungen besonders in den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Sozialleistungen sowie bei den Familien und Jugend gefordert.

Kristina Schröders Provokationen sind auch eine Reaktion auf die Anziehungskraft der kämpferischen Frauenbewegung, die in den letzten Monaten und Jahren - insbesondere mit dem Projekt der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen - deutlich gewachsen ist.

Sie gibt damit aber auch einen trefflichen Anlass, die Auseinandersetzung um die Notwendigkeit des Kampfs für die Befreiung der Frau zu intensivieren. Weltweit gehen am 25. November - dem Tag gegen Gewalt an Frauen - Männer und Frauen gegen Steinigung, Prostitution, Frauen und Mädchenhandel oder häusliche Gewalt auf die Straße. Das sind die Fakten der gesellschaftliche Realität und nicht die Karriere-Illusionen einer Kristina Schröder. Dort und überall in den nächsten Wochen und Monaten wird die breite Mobilisierung für die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen im März 2011 in Venezuela ein zentrales Thema sein.