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Auch in Russland: gigantische Bauprojekte

Esslingen (Korrespondenz), 13.11.10: Russlands Premier Putin und sein Stellvertreter Shuwalow lassen auf der Insel Russkij Milliarden verbauen. Russkij ist eine einsame Insel vor Wladiwostok im Japanischen Meer, das zum Stillen Ozean gehört. Hier will Putin im Jahr 2012 den APEC-Gipfel ausrichten (der APEC gehören 21 Staaten in Asien und im pazifischen Raum an). 15 Milliarden Dollar werden verbaut, Trassen, Flughäfen, zwei Riesenbrücken von Wladiwostok über eine Halbinsel nach Russkij werden angelegt.

Das weltgrößte Ozeaneum soll hier entstehen zur Freude der Regierungschefs und ihrer Trosse für wenige Tage. Präsidentensuiten und Kongresszentrum, Kraftwerk. Was bleiben soll, ist eine Uni für 50.000 Studenten, obwohl die Uni im wenige Kilometer entfernten Wladiwostok nicht ausgelastet ist. Bauarbeiter des Projekts sind illegal Beschäftigte aus Usbekistan und anderen asiatischen Staaten. 

Einer der größten beteiligten Baukonzernchefs ist Aras Agalarow, ein Spezi des Vizepremier Schuwalow, das ist wohl eine Begründung für das Milliardenprojekt. Ziel des Ganzen ist die Auftragsbeschaffung für anlagehungrige Monopole. Die chronisch gewordene Überakkumulation von Kapital hat deren Druck auf die Regierungen, solche profitablen Anlagemöglichkeiten zu schaffen, erheblich verstärkt. 

Die Bevölkerung ist empört: "Wir sind arm, wir leben elend. Wir wissen, dass es um die Bildung in Russland schlecht steht, um die Krankenversicherung, Verkehrssicherheit – und trotzdem bauen wir Brücken zu einer Insel, auf der 1.000 Menschen leben", erklärten Bewohner von Wladiwostok. Auf der Insel Russkij streikten bereits chinesische Bauarbeiter. Den Bau eines anderen solchen Projektes, einer 18-spurigen Privatautobahn von Moskau nach Sankt Petersburg mitten durch Wälder musste Präsident Medwedjew erst im August aufgrund der Proteste der Bevölkerung und von Umweltschützern stoppen.