Betrieb und Gewerkschaft

Erfolgreicher Jugendprotesttag von "Kumpel für AUF" und REBELL

Erfolgreicher Jugendprotesttag von "Kumpel für AUF" und REBELL

19.11.10 - Heute fanden zeitgleich an sechs Schachtanlagen, vor der RAG-Hauptverwaltung und zusätzlich bei der Lehrwerkstatt Prosper Protestaktionen statt, zu denen die Bergarbeiterbewegung "Kumpel für AUF" und der Jugendverband REBELL aufgerufen haben. Sie richten sich dagegen, dass die zum 30. November befristeten Verträge vom 327 Jungbergleuten nicht verlängert wurden, was faktisch einer Massenentlassung gleichkommt. Die Aktionen stießen auf große Resonanz.

Um einen festen Stamm von meist 10 bis 15 Teilnehmern mit Transparenten und Plakaten sammelten sich immer wieder Kumpels, verfolgten Redebeiträge am offenen Mikrofon oder diskutierten in kleineren Gruppen. Vor dem Bergwerk West in Kamp-Lintfort wurde eine Umfrage veranstaltet, welche Zukunft bei uns die Jugend hat. Bei "Heinrich Robert" in Hamm, wo am 30. September die Kohleförderung eingestellt worden ist, wurde ein Gedicht vorgetragen "Lasst das Bergwerk Ost nicht sterben". Der neue Aufkleber "Sofortiger Stopp der Zechenstilllegungen! Für die unbefristete Übernahme aller Jungbergleute!" fand für einen Spendenpreis viele Abnehmer und wird diese Forderungen der Protestaktion weitertragen.

Es war immer wieder zu spüren, dass es kaum jemand kalt lässt, wie die RAG mit der Zukunft der Jugend umgespringt. In Ibbenbüren berichtete ein Auszubildender im 4. Lehrjahr: "Auch unsere Übernahme ist ungewiss. Was soll aus uns werden? In der Region gibt es keine anderen Stellen." Das alles rief Empörung hervor, aber auch viele Zweifel, "ob wir das noch aufhalten können". Diese Frage stand im Zentrum der meisten Gespräche.

Reicht die vage Hoffnung für einige ältere, es vielleicht bis 2018 noch in die Anpassung schaffen zu können? Ist es normal, wenn es für die jüngeren - wenn überhaupt - dann nur befristete Arbeitsverhältnisse gibt? Gegen eine solche Spaltung muss die Kampfeinheit von Jung und Alt geschmiedet werden. Ein Stahlarbeiter berichtete beim Bergwerk West vom erfolgreichen Kampf um die Übernahme ihrer Auszubildenden. Und man muss sich organisieren, um eine lebenswerte Zukunft zu erstreiten, wofür der Jugendverband REBELL besonders geworben hat.

Bei Auguste Victoria in Marl widersprach eine Bergarbeiterfrau allen Behauptungen, dass die Jugend nicht gebraucht würde, und stellte die RAG an den Pranger: "Mein Mann muss beinahe jedes Wochenende anfahren, während die jungen Kumpels ins Bergfreie geschickt werden." Viele Diskussionen drehten sich um die Frage, welche Zukunft der Bergbau überhaupt hat. Anstöße gab eine Solidaritätserklärung der "Bürgerbewegung für Kryo-Recycling, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz", die sich dagegen wendet, die Kumpels zu Buhmännern der Klimazerstörung zu machen.

Die heimische Steinkohle wird im Interesse künftiger Generationen dringend gebraucht. Die Verbrennung zu wertlosem und klimazerstörendem CO2 und das Absaufen der Lagerstätten ist allein der Profitgier der Energiekonzerne geschuldet. Aus Kohle könnten biologisch abbaubare Kunststoffe, moderne Leichtbaumaterialien und vieles mehr hergestellt werden. Der Jugendprotesttag hat ein Signal gesetzt, die Zukunft der Jugend zum Maßstab der Auseinandersetzung um den Bergbau zu machen.