Betrieb und Gewerkschaft

Betriebsversammlung bei VW Kassel dauerte über fünf Stunden

Kassel (Korrespondenz), 03.12.10: Alle Kolleginnen und Kollegen waren gespannt, ob das Management am 30. November die Katze aus dem Sack lässt über das neue Schichtmodell, wo der Samstag bzw. das Wochenende zur Regelarbeitszeit wird. Der Werksleiter Professor Becker versuchte die Kollegen zu gewinnen, dass "wir das gemeinsam schaffen würden" und die Investitionszusagen von 1,2 Milliarden Euro für Kassel würden ja schon zeigen, dass die Belastung nur für eine gewisse Zeit notwendig ist. Er versuchte den Druck zu erhöhen, in dem er sagte, dass der Vorstand es nicht länger dulden würde, dass die Kunden lange auf ihre Fahrzeuge warten müssten.

Schon vor dessen Auftritt versuchte der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Stumpf die Kollegen einzustimmen, dass der Betriebsrat keine andere Wahl hat, als den Anträgen von VW zuzustimmen, weil die Getriebe dringend gebraucht werden und VW ja keine Kunden verlieren will. Der Betriebsratvorsitzende sagte, es sei ja wie im wirklichen Leben, "wenn man eine Spülmaschine kaufen will, weil die alte kaputt ist und z.B. von Siemens eine haben will, aber die nicht genug produzieren, dann kauft man eine andere". Also, wenn das keine Erpressung ist!

Die Pausenversammlungen und Unterschriftenlisten der Kollegen führten dazu, dass an dem 30. November die Katze im Sack blieb und VW den Antrag auf Beginn der Samstagsarbeit auf das zweite Halbjahr 2011 verschoben hat. Herzlichen Glückwunsch an alle Kollegen! Wenn Pausenversammlungen und Unterschriften schon so eine Wirkung haben, was wäre erst möglich, wenn wir vor´s Tor gehen würden?

Ein Kollege enthüllte auf der Betriebsversammlung, dass die Ausdehnung der Arbeitszeit auf das Wochenende auch in anderen Standorten wie Braunschweig und Wolfsburg schon umgesetzt oder verhandelt wird. Der Kollege sagte, dass wir eine andere Strategiedebatte brauchen, nicht Standortdenken, sondern alle Standorte gemeinsam gegen VW. Die Kollegen von der Basis müssen sich organisieren und sich selber informieren.

Der Personalleiter Reuting musste kleinlaut zugeben, dass es in allen Werken Verhandlungen über neue Schichtmodelle gibt und dass das sogar Teil einer Strategie des Konzernvorstands ist! Es gab weitere Redebeiträge von Kolleginnen und Kollegen, z.B. dass das Projekt betriebsnahe Kinderbetreuung, wo 24 Plätze bis drei Jahre vorgesehen sind, ja viel zu wenig Plätze sind und damit will VW das familienfreundlichste Unternehmen werden? Oder warum der Bau des SB-Shops in der Halle 4 so lange dauert, ob es ein Steigenbergerhotel werden soll?! Damit wurde der Werksleiter aufs Korn genommen, der selber in seiner Rede sagte dass bei VW alles so lange dauern würde.

Machen wir weiter mit den Pausenversammlungen, am besten in allen Hallen ... Es steht 1:0 für uns, aber das Wochenende als Regelarbeitszeit ist noch nicht vom Tisch.