International
Die Guttenberg-Show in Afghanistan
14.12.10 - Diese Bilder gingen um die Welt: Der deutsche Kriegsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mit dezent geschminkter Gattin in kugelsicherer Weste auf dem Flugplatz in Kabul. In einer medienwirksam inszenierten Show macht der Minister zur Weihnachtszeit einen "Frontbesuch" in Afghanistan. Reaktionäre bürgerliche Medien, allen voran die "Bild" klatschen Beifall für die "mutige Frau", die in sicherer Distanz zum Kriegsgeschehen Werbung für das imperialistische Abenteuer der BRD in Afghanistan machen will. Im Tross haben beide dazu gleich auch einen ganzen Stall von Medienleuten.
Mit dem Ehepaar zu Guttenberg traf am Montag auch der Sat.1-Moderator Johannes B. Kerner in Afghanistan ein, der am Hindukusch eine einstündige Talkshow mit dem Minister als Stargast und einigen Soldaten als Kulisse aufzeichnete. Außerdem waren die CDU-Ministerpräsidenten Niedersachsens und Sachsen-Anhalts mit an Bord, David McAllister und Wolfgang Böhmer.
Sie seien an den Hindukusch geflogen, um den Soldatinnen und Soldaten im Vorhinein frohe Weihnachten zu wünschen, sagte die 34-jährige Ministergattin nach ihrer Ankunft in Kundus. Welch rührende Fürsorge zu einer Zeit, da sich die imperialistischen Truppen kaum noch aus ihren Stellungen in Afghanistan herauswagen, die Mehrheit der Völker der Welt einen sofortigen Abzug aller imperialistischen Truppen fordert und auch bürgerliche Medien von einem "Stimmungsumschwung" in der afghanischen Bevölkerung berichten müssen, der sich verstärkt auch gegen die deutschen Besatzungstruppen richtet. Nach der neuen Afghanistan-Umfrage von ARD, ABC, BBC und "Washington Post" sind zwei Drittel der afghanischen Bevölkerung gegen die Besatzungstruppen, mehr als ein Viertel befürwortet militärische Anschläge auf die NATO.
Neun Jahre nach dem Überfall der USA und ihrer Verbündeten auf Afghanistan hat sich die Lage für die Bevölkerung dramatisch verschlechtert. Immer weniger Menschen können sich Saatgut, Dünger und Geräte leisten, um ihre Felder zu bestellen. Ohne jeden Arbeitsplatz kann sich die große Mehrzahl der Afghanen selbst die notwendigsten Dinge zum Leben und Grundnahrungsmittel nicht leisten.
Zwar gibt es in vielen Orten fast alles auf den Märkten zu kaufen, aber für die Mehrheit der Bevölkerung ist es unbezahlbar. Gleiches gilt für Öl, das vor allem im bitterkalten Winter zum Heizen und zum Betreiben von Generatoren unverzichtbar ist. Deutlich verschlechtert hat sich auch der Zugang zu sauberem Wasser, die Lage der Frauen und Mädchen, sowie die Bewegungsfreiheit im Land.
Die Lüge von der "humanitären Hilfe" der Bundeswehr und der Nato ist geplatzt. Besorgt stellt die ARD - Umfrage fest: "Es ist offensichtlich: Deutschland wird kaum noch als Verbündeter der Bevölkerung, sondern fast nur noch als ausländische Kriegspartei wahrgenommen." Das imperialistische Kriegsabenteuer in Afghanistan ist zum Desaster geworden. Noch so weihnachtliches Gebaren des Kriegsministers und seiner Gattin wird die Völker der Welt nicht daran hindern, früher oder später diesem blutigen Treiben ein Ende zu setzen.