International

Faschisten-Provokation in Berlin-Moabit von Anwohnern gekontert

20.12.10 - Ein Aufschwung antifaschistischer Proteste hat in den letzten Jahren die Bestrebungen zum Aufbau einer faschistischen Massenbasis der Herrschenden immer wieder scheitern lassen. Mit demagogischen Methoden unter anderem eines Thilo Sarrazin wird nun versucht, raffiniertere Wege zu gehen, die nicht ganz so offen faschistisch daher kommen. Auch Sarrazins rassistische und teilweise faschistoide Hetze stößt jedoch auf wachsenden Widerstand. An einigen Orten lässt sie offenbar auch Fa­schisten Morgenluft wittern. Über den erfolgreichen Protest dagegen berichtet ein Korrespondent aus Berlin-Moabit:

"Seit Sommer war es in Berlin-Moabit schon vereinzelt zu Flugblatt-Aktionen und auch Nazi-Pöbeleien gekommen. Auch eine 'Rote Fahne'-Verkäuferin vor Siemens und ein Kiosk mit 'Rote Fahne'-Plakaten wurden bedroht. Am Freitag, den 3. Dezember, kam es dann zu einer offenen Provokation: Rund zwei Dutzend Neofaschisten marschierten gegen 21 Uhr vom U-Bahnhof Birken­straße mit Fackeln und Schreckschussknallern über die Wilhelmshavener Straße rund 800 Me­ter weit bis zur Turmstraße, direkt vorbei an einem türkischen Mädchenverein und einem ara­bisch-palästinensischen Jugendclub! Sie brüllten Parolen wie: 'Deutschland den Deut­schen - Ausländer raus!'

Dagegen richtete sich sofort der Protest aus der Bevölkerung. Anwohner schrien von Balkonen und geöffneten Fenstern 'Nazis raus!' oder 'Haut ab hier!'. Einzelne junge Migranten versuchten, die Faschisten mit Bauge­rüst-Teilen zu vertreiben. Es gingen sofort verschiedenste Anrufe bei der Polizei ein. Vier Jungfaschisten wurden noch in Nebenstraßen gestellt, allerdings nur um sie danach wieder lau­fen zu lassen.

Die meisten Bewohner der umliegenden Straßen erfuhren erst nach und nach, was sich hier abgespielt hatte. Eine Umfrage der MLPD in Läden, Kneipen und Kiosken ergab: Nicht nur reden, sondern Flagge zei­gen und zwar öffentlich, rasch und an gleicher Stelle ist gegen die faschistische Provokation an­gesagt. Also: Am kommenden Samstag Demonstration durch die 'Wilhelmshavener'! 'Wir wollen keine Nazis in Moabit und anderswo!' war die verbindende Losung auf einem schnell erstellten Flyer. Er wurde in kürzester Zeit ca. 300-fach verklebt und in Läden und Knei­pen ausgelegt.

Frauen der 'Moabiter Frauengruppe international', Anwohner, Ladenbesitzer und natürlich die Genossen der MLPD wurden aktiv, fast an jeder Haustür klebte der gelbe Plakat-Flyer mit dem Demo-Aufruf. Linkspartei, Grüne, SPD und DKP wurden informiert. Die Mund-zu-Mund-Propaganda zog Kreise, Emails, SMS, Telefonate und Internet trugen dazu bei. Das kämpferische antifaschistische Anliegen traf auf wachsende 'moralische' Unterstützung - aber wie viele würden wohl tatsächlich zur Demo kommen? 

Schließlich Samstag, 18. Dezember, 14 Uhr: Langsam füllt sich der Treffpunkt am U-Bahnhof Birken­straße ... und am Ende nahmen rund 120 Leute an der Aktion teil, davon die allermeisten direkt aus dem Wohngebiet. Begrüßung und Moderation durch einen Siemens-Arbeiter waren mobilisierend, ebenso durch Anwohnerinnen, die voller Empörung von dem Nazimarsch berichteten. Viele selbst gemalte Schilder prägten das Bild, dazu kam ein großes doppelseitiges Plakat der MLPD 'Verbot aller faschistischen Parteien!'.

Mit Instrumenten und Pfeifen wurde Krach geschlagen. Sprechchöre mit 'Nazis raus!' und 'Hoch die internationale Solidarität!' schallten durch die Straße. Bei der anschlie­ßenden 'Auswertung' mit gut 20 Aktiven in einem Restaurant waren sich alle einig: Ein prima Erfolg, an dem man anknüpfen muss! Mehr Kultur in solche Aktionen einbauen und den solidarischen Zusammenhalt in unserem 'internationalen' Kiez weiter aktiv stärken! Motto: Den Faschisten keinen Fußbreit, weder hier noch anderswo!"