Kultur
Finale der Kulturhauptstadt "Ruhr 2010"
Gelsenkirchen (Korrespondenz), 21.12.10: Bei klirrender Kälte und Schnee fand an der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen am 18. Dezember das Finale der Kulturhauptstadt "Ruhr 2010" statt. Mit Riesen-Lichtinstallationen und -projektionen sowie vielseitigen kulturellen Beiträgen wurden die Höhepunkte dieses Jahres noch einmal lebendig. Insbesondere waren es drei Kulturereignisse, die unzählige Menschen aus dem Ruhrpott bewegt haben:
Die "Schachtzeichen"-Aktion, bei der die zahlreichen ehemaligen Kohlezechen von vielen ehemaligen Kumpels und Aktivisten in Erinnerung gebracht wurden - mit großen aufsteigenden gelben Ballons. Ein "Highlight" war auch der "Day of song", wo im ganzen Ruhrgebiet das "Steigerlied" angestimmt wurde und wo sich 50.000 Sänger in der Schalker Arena zum bisher größten Chor zusammen fanden - was sicher ins Guiness-Buch der Rekorde gehört. Und schließlich das "Stillleben" auf der Ruhrautobahn A40: Millionen von Menschen trafen sich zu gemeinsamen Essen und Feiern - auf einer Länge von 40 Kilometern, dort wo sich sonst tagtäglich endlose Blechlawinen dahin wälzen.
Daneben gab es auch viele andere mitreißende Aktionen, Aufführungen und kulturelle Impulse. Die wirklichen Höhepunkte wurden von einer Masse von Menschen selbst gestaltet. Das lässt erahnen, dass Kultur in einer künftigen sozialistischen Gesellschaft sicher etwas anderes sein kann als die gewohnte Flut von meist oberflächlichen, fragwürdigen kommerziell ausgerichteten Medienevents, die den Menschen meist nur als Konsumenten brauchen. Die "Love Parade" in Duisburg mit ihren 21 Todesopfern war diesbezüglich ein denkwürdiger Tiefpunkt.
Zurecht wurde von Anfang an auch immer wieder Kritik am Konzept der Kulturhauptstadt laut: Die kämpferische Arbeiterkultur und die Geschichte der Arbeiterbewegung waren fast völlig ausgeblendet. Dazu passt, dass die Kulturwoche zum 90. Jahrestag des Ruhrkampfs 1920 – organisiert von der kämpferischen Bergarbeiterbewegung "Kumpel für AUF", der MLPD und anderen Kräften – im offiziellen Programm keinerlei Erwähnung fand. Und die Jugend und vor allem die Migranten, die ja das Ruhrgebiet wesentlich mit prägen, kamen ebenfalls zu kurz.
Dennoch: Viele Menschen haben zunehmend die Kulturhauptstadt aktiv mitgestaltet - und haben dabei ihren Zusammenhalt und ihre eigene Kultur weiterentwickelt.