Jugend
"Next generation" - authentisches Jugendtheater in Bochum
Gelsenkirchen (Korrespondenz), 27.12.10: Mit Theater hatten diese Jugendlichen bisher wohl "nichts am Hut", die bei diesem Theaterstück mitmachen: 37 Jugendliche aus dem Ruhrpott, die meisten aus Migrantenfamilien, wurden in Jugendhäusern für dieses Projekt gewonnen. Der Regisseur Calis wollte mit ihnen ihre Träume, Überzeugungen und Ziele auf die Bühne bringen.
Herausgekommen ist ein mitreißendes, authentisches Jugendtheater. "Was hast du für Träume? Wo kommst du her? Was hast du für Ziele?" Das sind die Fragen, mit denen sich die Jugendlichen selbst konfrontieren. Und die Antworten? Im Vordergrund stehen: Gemeinsam und solidarisch zu leben, Zusammenhalt in der Familie und darüber hinaus, gegen Rassismus, eine Gesellschaft ohne Klassen, ohne arm und reich...
Es kommen aber auch die Klischees zum Ausdruck, die tagtäglich über die Massenmedien verbreitet werden: "Wir werden Stars, wir werden Millionäre..." - so heißt es halbernst in einem fetzigen Song. Jenseits der Party-Stimmung wird es aber auch ernst, wenn Jugendliche sagen, dass sie sich abgelehnt und ausgestoßen fühlen oder ein Jugendlicher aktuell auf seine Abschiebung wartet.
Der rebellische, unbekümmerte und frische Geist der Jugend wird spürbar. Verbreitete Vorurteile über "die Jugend von heute" werden verspottet.
Allerdings werden die gesellschaftlichen Verhältnisse wenig kritisch hinterfragt. Die Auseinandersetzung um fehlende Ausbildungs- und Arbeitsplätze, mangelnde Bildungschancen, die verlogene kleinbürgerliche Jugend- und Massenkultur, die allgegenwärtige Ego-, Macho- und Gewalt"kultur", Sexismus - all das sollen keine Themen der Jugend sein? Oder wurde durch den Regisseur die Auseinandersetzung darüber zu wenig herausgefordert?
Ein solches Theater, das die Jugend zu Wort kommen lässt, ihre kulturellen Fähigkeiten entwickelt und zum Nachdenken anregt, gibt Anregungen, wie man mit Jugendlichen auch fortschrittliches Theater mit politischem Anspruch entwickeln kann.
Letzte Termine 15.1., 21.1. und 29.1. 2011., Schauspielhaus Bochum, 19.30 Uhr.