Betrieb und Gewerkschaft
Stimmungsumschwung bei GfO in Schwäbisch Gmünd
Schwäbisch Gmünd (Korrespondenz), 03.01.11: GfO (Gesellschaft für Oberflächentechnik) in Schwäbisch Gmünd ist ein mittelständisches Unternehmen mit etwa 290 Beschäftigten. In der Produktion werden feinste Beschichtungen zum Beispiel an Handygehäusen zur elektrischen Abschirmung aufgebracht. Kunden wie Siemens und andere Monopole üben einen ständigen Druck aus, die Preise zu senken.
So wurde im Betrieb ein systematischer Lohnraub organisiert. Dazu kam eine verschärfte Ausbeutung mit Dauernachtschicht, Schichtmodellen, die das Wochenende zur Regelarbeitszeit machten, Personalabbau und verstärktem Einsatz von Leiharbeits- und befristeten Kräften. Für die Familien bedeuten diese Zustände eine ständige Zerreißprobe. Der Vertreter der IG Metall ließ sich jahrelang ins Bockshorn jagen und unterschrieb sogar einen Haustarifvertrag, was zur Lähmung der Belegschaft führte. Die Angst um den Arbeitsplatz war gekoppelt mit dem Denken "du kannst eh’ nichts machen".
Doch vor den Weihnachtsfeiertagen war Schluss damit! Auf der Betriebsversammlung griffen mehrere Redner die Geschäftsleitung an, die trotz Gewinnen 2010 die Proteste ignorierte. Sie forderten die volle Zahlung des Weihnachtsgeldes. Zugleich forderten sie die IG Metall auf, den Haustarifvertrag zu kündigen. Doch der IGM-Vertreter fiel den Kollegen in den Rücken. Er sagte auf der Betriebsversammlung, er habe nicht vor, den Haustarifvertrag zu kündigen.
Nach der Betriebsversammlung boykottierte die Belegschaft zu 90 Prozent die Weihnachtsfeier. Zwei Tage später stand am schwarzen Brett: "Sonderprämie 375 Euro brutto". Das ist ein erster Erfolg. Eine darauf angesprochene Kollegin meinte: "Der Erfolg ist auch darauf zurück zu führen, dass in den letzten Monaten für die 'Dortmunder Erklärung' Unterschriften gesammelt wurden. Damit verbunden war eine systematische Auseinandersetzung, um die Erfahrungen der letzten Jahre zu verarbeiten und die Lähmung zu überwinden."