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Heutige Solidaritätsaktionen: Jubel über den Sieg des ägyptischen Volkes

Heutige Solidaritätsaktionen: Jubel über den Sieg des ägyptischen Volkes
Solidarität und Jubel über den Sieg des ägyptischen Volks. Berlin 12. Februar 2011

12.02.11 - Weltweite Ausstrahlung hat die Aufbruchstimmung, die heute auf dem Tahrir-Platz in Kairo herrscht. Die Demonstranten räumen den Platz auf, aber sie räumen ihn nicht! Der Rücktritt des verhassten Präsidenten Hosni Mubarak war ihre wichtigste aktuelle Forderung, keineswegs jedoch die einzige. Bisher ist das Kabinett Mubaraks noch im Amt, das Volk will den Abgang und die Bestrafung aller korrupten Politiker und eine demokratische Neuordnung. In der algerischen Hauptstadt formierten sich heute ebenfalls die Massen zum Aufstand gegen die Regierung; der Staatsapparat ging brutal gegen die geplante Kundgebung vor.

Wie in aller Welt fanden auch in Deutschland in den letzten Tagen Aktionen und Demonstrationen zur Solidarität mit dem mutigen Kampf des ägyptischen Volks statt – am heutigen Samstag wurden diese Demonstrationen allesamt zu Freudenfesten! Von der gestrigen Aktion in Frankfurt berichtet eine Korrespondentin: "Verschiedene Redner und Rednerinnen würdigten den Volksaufstand. ... Mitten in der Kundgebung brach die Jubelnachricht aus, dass Mubarak zurückgetreten ist. Diesen historischen Moment gemeinsam zu feiern war ein Erlebnis!"

An der heutigen Siegesfeier mit Demonstration in München nahmen ungefähr 400 Menschen teil, darunter viele Frauen, Familien und Kinder. "rf-news" sprach mit einigen Jugendlichen, die aus ägyptischstämmigen Familien in München kommen. "Es ist natürlich ein Supergefühl, dass wir gesiegt haben, auch wenn es jetzt 18 Tage gedauert hat. Wir waren hartnäckig! ... Die Chancen für eine wirkliche Erneuerung schätze ich mezzo-mezzo ein. Es gibt noch viele Leute in Ägypten, die für Geld jeden Verrat am Volk verüben würden. Wir müssen das Heft in der Hand behalten. Das Kabinett muss aufgelöst und alle, die bisher an der Regierung waren, müssen bestraft werden." Mit Sprechchören "Mubarak, Mubarak, du wirst sehen, Ägypten wird wieder aufstehen" bewegte sich ein fröhlicher Demonstrationszug durch die Straßenzüge der Münchner Innenstadt, durch die vor einer Woche der Protest gegen die alljährliche Kriegstreiberkonferenz der führenden imperialistischen Länder gezogen war.

In Halle an der Saale kamen Unterstützer aus Chemnitz, Leipzig, Magdeburg und anderen Städten zu einer Kundgebung zusammen, um Solidarität und Siegesfreude zum Ausdruck zu bringen. "Es gab ein offenes Mikrofon .. . Unter anderem sprach der Direktkandidat der MLPD für den Wahlkreis 39, der Straßenbahnfahrer Frank Oettler. ... Viele Teilnehmer kritisierten das Verhalten der deutschen Bundesregierung bezüglich der vorgetäuschten Freude über die erfolgreiche Revolution ... ."

In Stuttgart fand bei strahlendem Sonnenschein eine kämpferische Demonstration und Kundgebung eines breiten Bündnisses statt. Vom arabischen Kulturverein, dem mesopotamischen Kulturverein, dem Palästina-Komitee und verschiedenen Migrantenorganisationen wie BiR-KAR und  AGIF bis zur Linksjugend Solid Luwigsburg, dem Jugendverband REBELL, der MLPD, der Montagsdemo bis zu SI, der Stadtfrauenkonferenz und dem Frauenverband reichte der Kreis der Unterstützer. Zu ihnen gehörten auch noch verschiedene Einzelpersonen, darunter Marta Aparacio, Landtagskandidatin der Linkspartei.

In Berlin nahmen ungefähr 500 Menschen an einer Demonstration teil. Zum Schluss wurde der Hermannplatz symbolisch in Tahrir-Platz umbenannt.

In Düsseldorf demonstrierten 250 Menschen ihre Solidarität mit dem ägyptischen Volk, dem tunesischen Volk und den anderen um ihre Freiheit kämpfenden Völker. 14 Organisationen hatten gemeinsam in einer kurzfristig organisierten Aktionseinheit zu dieser Demonstration aufgerufen. Die Demonstration war lebendig und kämpferisch. Nach dem Transparent der Aktionseinheit an der Spitze folgte selbstbewusst eine Gruppe Ägypterinnen und Ägypter mit einer riesigen Nationalflagge und ihrem Spruch:

Eins, zwei, drei -
Ägypten ist frei!
Vier, fünf, sechs -
Algeria the next!

Das offene Mikrofon war die ganze Zeit über umlagert. ... . Die Demonstration war sehr international und es herrschte ein großes Bedürfnis die eigenen Gedanken und Gefühle zu teilen und auszutauschen.

Die Abschlusskundgebung auf dem Burgplatz wurde von einem ägyptisch-stämmigen Kollegen aus Köln eröffnet, der in den Armenvierteln von Kairo aufgewachsen ist und persönliche Verbindungen dorthon hat. In seinem Beitrag hob er hervor, dass mit Mubarak nur die Spitze der Pyramide der alten Macht in Ägypten gestürzt ist – aber noch nicht das ganze System, das jede Provinz und jedes Dorf durchzieht.

Jürgen Blumer vom Landesverband der MLPD hob die geschichtliche Dimension der Ereignisse in Tunesien und Ägypten hervor. Bereits kurz nach der Gründung der ICOR zeigt sich, wie notwendig diese weltweite Organisation ist!

Hier ist die Zusammenschau der Korrespondentenberichte zu den heutigen Solidaritätsaktionen in voller Länge zu lesen inkl. der später noch eingegangenen Korrespondenzen.