Betrieb und Gewerkschaft
MAN-Vorstand: Mit Polizei gegen "Rote Fahne"-Verkäufer
Oberhausen (Korrespondenz), 12.03.11: Unmittelbar nach der Niederlage von MAN Diesel&Turbo im Arbeitsgerichtsprozess gegen den kämpferischen Betriebsrat Zabit Cumcu, versucht MAN durch Polizeieinsätze gegen Verkäufer der Roten Fahne, die Verbreitung der "Roten Fahne" vor den Toren zu verhindern, und die MLPD zu kriminalisieren. Der Werkschutz hat die Anweisung, sofort die Polizei zu rufen, sobald ein "Rote Fahne"-Verkäufer vor den Toren auftaucht. Das kündigte Uwe Koller, Personalchef von MAN Diesel&Turbo weltweit, bereits während des Arbeitsgerichtsprozesses an, als er darüber jammerte, dass MAN über die "Rote Fahne" und ihr Nachrichtenportal "rf-news" negativ in die Schlagzeilen gekommen sei.
Die herbeigerufenen Polizisten bedrängen die "Rote Fahne"-Verkäufer und sprechen ein "Platzverbot" aus. Der bisherige Höhepunkt war, dass das Verteilen eines Flyers zum Weltfrauentag als "politische Kundgebung" bezeichnet wurde, die angemeldet werden müsse. Die Verteilerin wurde bedroht, dass sie festgenommen und 24 Stunden festgehalten werde, wenn sie sich nicht 500 Meter vom Werkstor entferne.
Bei den Kollegen im Betrieb stößt das Vorgehen der Geschäftsleitung auf Empörung, schließlich wird seit über 25 Jahren die "Rote Fahne" jede Woche vor den Toren verkauft, und die Verkäufer haben zum Teil sehr freundschaftliche Kontakte zu den Kollegen. Vereinzelt haben sich Kollegen auch ausdrücklich mit den Verteilern solidarisch erklärt und demonstrativ die "Rote Fahne" am Tor gekauft, trotz Anwesenheit von Polizei. Das Vorgehen der Geschäftsleitung ist rechtswidrig, da es sich um öffentliches Gelände handelt.
Kollegen haben auch Kritik am IG-Metall-Ortsvorsitzenden und der rechten Betriebsratsspitze, weil sie gemeinsam mit dem Vorstand gegen die "Rote Fahne" hetzen, da in verschiedenen Korrespondenzen das enge Zusammenwirken der rechten Betriebsratsspitze mit dem Vorstand aufgedeckt wurde. Der Versuch, die "Rote Fahne" durch Polizeieinsätze zu kriminialisieren, hindert allerdings die Kollegen im Betrieb nicht daran, sich mit den Verteilern zu solidarisieren und die "Rote Fahne" eben auf anderem Wege zu beziehen.